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Slowakei: Russlands neue Freunde

PlayJunge Demonstranten in der Slowakei
Slowakei: Russlands neue Freunde | Bild: Danko Handrick / ARD Prag

Seinen Humor hat Miro Frindt nicht verloren – Galgenhumor, denn seinen Job kann er sich bald abschminken, witzelt der Moderator des öffentlich-rechtlichen slowakischen Fernsehens. Zwar ist der Sender schon länger ein Spielball der Politik und bekommt nach fast jeder Parlamentswahl einen neuen Chef, doch diese Regierung will den Sender auflösen und neu gründen. Unliebsame Journalisten wie er würden dann gefeuert.
Vor allem von jungen Menschen hört Frindt, dass sie in diesem Land so keine Zukunft mehr sehen. Doch noch gibt es Widerstand: Wöchentlich wird seit Monaten gegen die Regierung Fico demonstriert: "Mafia, Mafia!", rufen die Demonstranten und meinen damit Ministerpräsident Fico und sein politisches Umfeld. Zuerst stellte dieser in einer Justizreform unliebsame Staatsanwälte kalt, jetzt beschneide er die Medien- und als nächstes installiere er seinen Handlanger Peter Pelligrini als Präsident, so der Vorwurf vieler Demonstranten.

Widerstand bei den Jungen

Sara Prokopová fürchtet sich vor dieser Entwicklung. Die sonst schüchterne Studentin nimmt ihren ganzen Mut zusammen, spricht auf einer Kundgebung. Sie wolle sich ihr Land nicht nehmen lassen, erklärt sie uns, als wir sie wieder treffen. Ihre Angst: In der Slowakei werde auch die freie Meinungsäußerung immer weiter eingeschränkt. Ihren Traum, kritische Dokumentarfilme zu machen, müsse sie dann aufgeben.

Doch wer wählt Fico und seine Verbündeten? In der liberalen Hauptstadt der Slowakei Bratislava bekennt sich dazu fast niemand. Ficos Kalkül, so Politikbeobachter: er wolle Peter Pellegrini als Präsident installieren, um so seine Macht auszubauen – sein Vorbild Viktor Orban in Ungarn.
Ivan Korčok, das liberale Idol der Anti-Fico-Demonstranten, geht knapp als Sieger in die Stichwahl, ob er da aber gewinnt: offen. Korčok steht für eine Unterstützung der Ukraine und für Rechtsstaatlichkeit, stellt eine slowakische Flagge vor das Rundfunkgebäude: Wir Slowaken lassen uns die freien Medien nicht nehmen, so seine Botschaft.

Moderator Miro Frindt blickt weiter besorgt auf die Wahl, denn in zwei Wochen geht es in die Stichwahl: für viele eine Richtungswahl zwischen Ost und West – die zeigt, wie gespalten die Slowakei ist.

Autor: Danko Handrick, ARD Prag

Stand: 24.03.2024 19:33 Uhr

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