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Denis Scheck kommentiert die Top Ten Sachbuch

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Denis Scheck kommentiert die Top Ten Sachbuch | Video verfügbar bis 21.01.2029 | Bild: DasErste.de

Platz 10) Sabine Kuegler: "Ich schwimme nicht mehr da, wo die Krokodile sind"

Auf der Suche nach Heilung von einer mysteriösen Krankheit wird das ehemalige "Dschungelkind" Sabine Kuegler von einem Stamm in Papua-Neuguinea aufgenommen, findet die ideale Faltencreme und wird schließlich verbannt, nachdem sie ihrem Partner mit Pfeil und Bogen ins Bein geschossen hat. Der Mogli-Charme von Frau Kuegler hält sich in Grenzen: ein Buch wie aus der Bibliothek von Familie Feuerstein.

Platz 9) Gerhard Wisnewski: "Verheimlicht – vertuscht – vergessen 2024"

In Japan explodierten 1945 keine Atombomben. Die bemannte Mondlandung war ein Fake. Und die Ukrainer und nicht die Russen haben den Kachowka-Staudamm gesprengt … Die Realität und unsere Wahrnehmung derselben in Frage zu stellen, ist eine der edelsten Aufgaben von Literatur überhaupt. Wer aber skrupellosen populistischen Verschwörungstheoretikern wie Gerhard Wisnewski auf den Leim geht, der hat nicht nur seinen politischen Kompass verloren, sondern sein Schiff. Absurd!

Platz 8) Herfried Münkler: "Welt in Aufruhr"

China, Indien, Russland, die USA und mit sehr viel Glück die EU: Das sind dem Historiker Herfried Münkler zufolge die bestimmenden Mächte im 21. Jahrhundert. Seine überaus weltläufige Analyse der neuen Weltordnung nach Ende des Ost-West-Konflikts aus deutscher Perspektive ist analysestark, einleuchtend und bestechend klug.

Platz 7) Dirk Oschmann: "Der Osten: eine westdeutsche Erfindung"

"Im seit 1989 herrschenden Diskurs heißt 'Osten' vor allem Hässlichkeit, Dummheit, Faulheit, heißt Rassismus, Chauvinismus, Rechtsextremismus und Armut, heißt also Scheitern auf ganzer Linie", schreibt Dirk Oschmann in seiner Kampfschrift gegen die angebliche Ausgrenzung des Ostens. Zwar bin ich versucht, nach Lektüre meinen süddeutschen Ladsmann Joschka Fischer zu zitieren: "Sorry, I’m not convinced", aber Oschmanns Pamphlet legt zweifellos den Finger in die Wunde.

Platz 6) Ewald Frie: "Ein Hof und elf Geschwister"

Im Licht aktueller Entwicklungen erweist sich, dass Ewald Frie völlig richtig liegt: Die über tausend Jahre hierzulande dominierende Daseinsform des deutschen Bauernstands ist verschwunden. Heute erlebt man den traurigen Rest leider oft nur noch als renitente Straßenblockierer und Subventionen einfordernde Lobbyisten. Kaum zu glauben, wie selbstverständlich Landwirtschaft einmal war.“

Platz 5) Giovanni di Lorenzo: "Vom Leben und anderen Zumutungen"

"Gut vorbereitet würde ich sogar den Teufel interviewen", schreibt "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo in diesem Band mit Interviews aus den letzten 10 Jahren. Mit Viktor Orban und Recep Tayyip Erdogan hat er schon mal üben dürfen. Aber in seinen Gesprächen mit so unterschiedlichen Partnern wie Umberto Eco, Angela Merkel und Reinhold Messner blitzt etwas sehr Seltenes im deutschen Journalismus auf: intelligente Zuwendung.

Platz 4) Brianna Wiest: "101 Essays, die dein Leben verändern werden"

Zwar verirren sich Brianna Wiests Kurzessays mitunter in kuscheliges Psycho-Blabla, aber meistens eröffnen sie spannende Einblicke in unser Innenleben und rufen uns in Erinnerung, dass wir zwar nicht alles, aber vieles in den eigenen Händen haben.

Platz 3) Monika Gruber und Andreas Hock "Willkommen im falschen Film"

Zwei randalierende Elefanten im Porzellanladen der politischen Korrektheit. Wann immer ich Sätze lese wie: "Jeder halbwegs normal denkende und fühlende Mensch in Deutschland muss sich doch fragen …", dann weiß ich, was mich trotz allem Überdruss an wokem Irrsinn von den Tribunen des Populismus und ihren Appellen ans vermeintlich gesunde Volksempfinden trennt.

Platz 2) Axel Hacke: "Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten …"

Wie man nicht verbittert, aus diesem Buch lässt es sich lernen. Axel Hacke zitiert dazu Thomas Mann, der fragt: "Kennen Sie ein trauriges Kunstwerk? Kunst ist ja doch im tiefsten Grunde heiter."

Platz 1) Florian Illies: "Zauber der Stille"

Mit Klarheit und Hingabe erzählt Florian Illies vom Leben, der Kunst und dem "ungestillten metaphysischen Hunger" des romantischen Malers Caspar David Friedrich, der kühne Bilder für unsere Sehnsucht, unsere Sterblichkeit und unsere daraus resultierende Melancholie schuf. Sein Buch ist Einladung zum Innehalten und Ermutigung zum genauen Sehen zugleich.

Stand: 24.01.2024 09:02 Uhr

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