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Afghanistan: Wer sind die Taliban?

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Afghanistan: Wer sind die Taliban? | Bild: picture alliance/dpa/AP / Hamed Sarfarazi

Die Taliban sind wieder zurück in fast allen Städten Afghanistans. Sie kämpfen wieder für ihren radikal-islamischen Staat auf der Basis der Sharia, einem archaischen Rechtssystem. Oft mit ungeheurer Brutalität. Bei Verhandlungen im vergangenen Jahr geht um den Abzug fremder Truppen, um eine Waffenruhe. Sie beschreiben blumig, wie ein Taliban-Staat unter Ihrem Einfluss aussehen solle – auch so zeigen sich die Taliban inzwischen gern.

Rekrutiert und ausgebildet in pakistanischen Religionsschulen

Die Praxis bei den Taliban sieht anders aus. Wo die Gotteskrieger hinkommen, verbreiten sie Angst und Schrecken. Sie unterdrücken systematisch Kultur und Meinungsvielfalt und verbieten kategorisch Frauen jede Bildung. Jungen Mädchen wurde oft der Schulbesuch ganz verwehrt. Jahrelang herrschten sie so über das Land. Seit die Taliban 2001 vertrieben wurden machen sie mit verheerenden Terroranschlägen Städte unsicher, sie morden und entführen. Die Taliban sind mit Bomben und Selbstmordanschlägen laut einem UN-Bericht für 40 Prozent aller zivilen Todesopfer verantwortlich.   

Rekrutiert und ausgebildet werden viele Gotteskrieger in pakistanischen Religionsschulen im Grenzgebiet. Taliban-Anführer erhielten hier ihre Ausbildung, offen wird der Heilige Krieg gepredigt. Viele Schulen werden durch den pakistanischen Geheimdienst offiziell unterstützt. Von hier führen viele Wege in den Djihad. Finanziert wird der Kampf der Taliban durch Schutzgelder, Spenden, und durch den Drogenanbau. Große Summen kommen auch aus einigen Golfstaaten. Die Taliban sehen sich schon seit Wochen wieder in einer Position der Stärke: "Zuerst müssen wir über den politischen Fahrplan sprechen und eine Lösung finden, und natürlich wird es erst danach einen umfassenden Waffenstillsand geben", sagt Suhail Shaheen, Sprecher der Taliban. 

Geschätzt 85.000 Taliban gehören zur Armee, die jetzt wieder nach und nach Afghanistans Städte beherrscht. Die Gotteskrieger kontrollieren Straßen und Dörfer. Sie besetzten Ämter und Verwaltungen. Und Soldaten und Zivilisten lassen es häufig geschehen – weniger aus religiösem Eifer als aus Überlebenswillen.

 Autor: Andreas Hilmer, NDR

Stand: 15.08.2021 20:29 Uhr

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