So., 18.05.25 | 18:30 Uhr
Das Erste
Israel: Großoffensive "Gideons Streitwagen" im Gazastreifen
Rauchwolken über Jabalyia im Norden von Gaza. Seit Tagen massive israelische Luftangriffe an vielen Orten im Gazastreifen – auch auf Zeltlager wie hier im Süden. Täglich laut palästinensischen Angaben mehr als 100 Tote. Israels Militär spricht von Terrorzielen. "Ich weiß nicht, was sie von uns wollen. Sie wollen die Situation destabilisieren uns aushungern. Es gibt nichts zu essen, keine Medizin, kein Wasser. In den Krankenhäusern gibt es auch nichts. 30, 40 Menschen werden getötet, ganze Familien zerstört, für was? Hier sind keine Kämpfer", sagt Samia al-Qassas.
Das israelische Militär hat nun den Beginn einer neuen Bodenoffensive angekündigt. Schon vor fast zwei Wochen hatte das Sicherheitskabinett die Pläne dafür beschlossen. Israels Premier Netanjahu in einer Videobotschaft am 5. Mai: "Die Soldaten werden nicht einfach rein und rausgehen. Werden wir Reservisten einberufen, um Gebiete einzunehmen, diese dann wieder verlassen und dann das was übrig bleibt, angreifen? Das ist nicht der Plan. Unsere Absicht ist das Gegenteil." Der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich beschreibt die Pläne so: "Wir besetzen Gaza, reinigen es und übernehmen Kontrolle in allen Gebieten, die wir besetzen."
Hilfslieferungen nach Gaza werden blockiert

Gleichzeitig blockiert Israel seit Anfang März alle Hilfslieferungen nach Gaza, will damit Druck auf die Hamas ausüben. Den umstrittenen israelisch-amerikanischen Plan, dass eine private Stiftung die Verteilung von Nahrung und Medizin organisieren soll, weisen die Vereinten Nationen als unzulänglich zurück. Außerdem entspreche er nicht dem Grundsatz der unabhängigen Verteilung von humanitärer Hilfe. Die UN werfen der israelischen Regierung vor, die Blockade von Hilfslieferungen als Kriegswaffe zu nutzen und damit ein Kriegsverbrechen zu begehen. Die neue Offensive sei völkerrechtswidrig und gleichbedeutend mit ethnischer Säuberung. "Nichts rechtfertigt die grausamen Terroranschläge der Hamas vom 7. Oktober. Aber nichts rechtfertigt die kollektive Bestrafung des palästinensischen Volkes. Wir brauchen einen dauerhaften Waffenstillstand. Jetzt", sagt UN-Generalsekretär António Guterres. Die israelische Regierung rechtfertigt sich. Ziel der neuen Offensive sei es, die Hamas zu besiegen und die Geiseln zu befreien. Zur Stunde laufen Verhandlungen in Qatar über ein neues Abkommen, zur Freilassung der Geiseln und einer Waffenruhe.
Autorin: Sophie von der Tann, ARD-Studio Tel Aviv
Stand: 18.05.2025 21:24 Uhr
Kommentare