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Taiwan: Von China bedroht

PlayLehrgang des Katastrophenschutzes in Taiwan
Taiwan: Von China bedroht | Bild: ARD Tokio

Hier hat die Schlacht um Taiwan schon begonnen: In einer Lagerhalle in Taipeh tobt der Kampf gegen einen imaginären Angreifer.
Ein privater Anbieter organisiert das. Zu den Stammkunden zählt Ken Lin, ein Elektroingenieur aus Taipeh. Die Ausrüstung habe er selbst bezahlt, erzählt er. Der 32-Jährige will für den Ernstfall üben: "Meine Waffe, die habe ich seit sechs Jahren. Sie sieht so aus wie die Gewehre, die vom taiwanischen Militär verwendet werden."
Privater Waffenbesitz ist in Taiwan verboten. Sie nutzen Trainingsgerät, das keine Metallgeschosse abfeuern kann, sondern nur Munition aus Plastik. Das genügt, um einen Häuserkampf nachzustellen.

Üben des Häuserkampfs

Vorrücken in kleinen Gruppen, sich gegenseitig Deckung geben. Ken will seine Treffsicherheit noch steigern: "Wir haben nur dieses eine Land. Wir können uns auch nicht zurückziehen, weil da das Meer ist. Deshalb müssen wir die Insel Taiwan verteidigen. Das Beispiel der Ukraine hat mir Mut gemacht."

Probealarm in Taipeh. Alle Bürger müssen für eine Stunde die Straßen räumen. Damit es echter wirkt, haben die Behörden zusätzlich Statisten engagiert, zu erkennen an den umgehängten Schildern. In einer Tiefgarage demonstrieren sie die optimale Schutzhaltung. Auch Ken, zuvor noch ins Schießtraining vertieft, muss mitmachen.
Die Grundschullehrerin Tang Pi hui übt eine Blutung am Hals zu stoppen. Das erfordert Kraft. Sie trainieren für jede Art von Notfall.
Im Übungsraum liegt ein Verletzter unter Trümmern begraben. Die Kursteilnehmer lernen, Verschüttete zu bergen.

Der Lokalpolitiker Enoch Wu, ein ehemaliger Elitesoldat, will mit den Schulungen ein Netz von Ersthelfern aufbauen – auch für den Kriegsfall: "Die Widerstandsfähigkeit einer Gesellschaft lässt sich nicht nur danach bemessen, wie viele Leute zu den Waffen greifen. Es ist eine Aufgabe für die gesamte Bevölkerung. Jeder kann im Notfall die Rettungskräfte dabei unterstützen, Verletzte zu behandeln."

Alltag unter Spannung

Der Alltag in Taiwan geht weiter, auch wenn China gefährlich nahe gerückt ist – mit Militärübungen und sogar Raketen.
Die Regierung Taiwans will jetzt schon nach innen und außen beweisen, dass die Insel wehrhaft ist. Gerade erst hat sie mit dem jährlichen Großmanöver Verteidigungsbereitschaft demonstriert. Doch rein militärisch ist die Insel dem hochgerüsteten Nachbarn China weit unterlegen. Wenn sich tatsächlich ein mächtiger Angreifer den Stränden Taiwans nähern sollte, dann wird es nicht nur auf die Soldaten ankommen. Dann zählt auch der Verteidigungswille der Zivilbevölkerung, meint der ehemalige Generalstabschef von Taiwan. Doch nach Jahrzehnten des Friedens sehen es viele noch gelassen.

Zwischen seinen privaten Schießtrainings perfektioniert Ken Lin seine Ausrüstung. Er rechnet damit, im Ernstfall einberufen zu werden. Dann bekäme er auch eine echte Waffe. Aber er ist sich nicht sicher, ob die Regierung zum Beispiel genug Schutzwesten zur Verfügung stellen würde. Daher will er sie lieber selbst kaufen.
Noch hätten die Menschen auf Taiwan die Chance, sich besser vorzubereiten, meint Ken. Sich einfach ergeben – das wolle er nicht.

Autoren: Ulrich Mendgen und Klaus Bardenhagen , ARD Tokio

Stand: 07.08.2022 23:27 Uhr

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