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Hongkong: Von China ausgegrenzt

PlayMutter und Kind sprechen mit Mann und Vater über das Smartphone.
Hongkong: Von China ausgegrenzt | Bild: ARD Peking

Seit zweieinhalb Jahren sieht die kleine NamNam ihren Vater nur noch über das Telefon. Sie wohnt mit ihrer Mutter in Hongkong, ihr Vater arbeitet nur einige Dutzend Kilometer entfernt in Festland-China, in Shenzhen. Aber seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist die Grenze dazwischen zur großen Hürde geworden. Unüberwindbar für NamNam und ihre Eltern.

Mutter Ah Fung: "Wenn mein Mann nach Hongkong kommt, muss er in Quarantäne. Und wenn er zurück nach Festlandchina geht, muss er nochmal in Quarantäne. Kein Arbeitgeber ist bereit, einen so langen Urlaub zu gewähren. Sie würden verlangen, dass man den Job kündigt."
Das können NamNam Eltern nicht riskieren, denn Rücklagen habe sie keine. In Hongkong mieten sie nur ein Zimmer. Küche und Bad ist auf dem Flur. Ihre Freizeit verbringen sie oft im Jugend- und Sozialzentrum in der Nachbarschaft. Hier brauchen sie nichts für Bücher und Internet zahlen. Ihr Geld ist knapp. Die Ausgaben für eine Quarantäne würde ihnen das Genick brechen.

100.000 getrennte Familien

Die Sozialarbeiterin Lai Shan Sze schätzt, dass etwa 100.000 Familien mit Kindern in Hongkong seit Corona dauerhaft getrennt sind. Sie hat eine kleine Demonstration organisiert, will Druck auf die Hongkonger Politiker ausüben, denn die haben festgelegt, dass als Pandemie-Maßnahmen jeden Tag nur 2000 Personen über die Grenze nach Hongkong kommen dürfen: "Ich denke, diese Quote von 2000 Personen ist nicht fair. Es gibt ja nicht nur Familien, sondern auch andere, die unbedingt reisen müssen: viele haben zum Beispiel alte und kranke Eltern auf der anderen Seite der Grenze."

Vor Pandemie-Ausbruch pendelten etwa 60.000 Menschen täglich zwischen Hongkong und der Nachbarstadt in Festland China. Ken und seine Frau waren Wochenend-Pendler. Politisch wurde Hongkong in den letzten Jahren komplett von autoritären China einverleibt. In ihrer Pandemie-Politik aber, wurde Hongkong vom Festland einfach abgeschnitten. Ken hat in den vergangenen zweieinhalb Jahren nur zwei Mal seine Frau auf der anderen Seite der innerchinesischen Grenze getroffen: "Zu dieser Zeit galt gerade eine 14-tägige Quarantäne. Danach durfte ich für weitere sieben Tage nicht mit vielen Menschen zusammenkommen und musste jeden Tag meine Körpertemperatur an die Lokalregierung durchgeben."

Zurück zu NamNam und ihrer Mutter. Die Schulbildung sei in Hongkong besser, darum will die Familie nicht nach Festland-China ziehen. Heute ist NamNams letzter Kindergartentag. Ein großes Ereignis für die Familie.
Der Vater bewirbt sich schon seit vier Jahren um eine Aufenthaltserlaubnis für Hongkong – bisher vergeblich. Nun erleiden sie die gnadenlose Härte von Chinas Covid-Politik.

Autorin: Tamara Anthony, ARD Peking

Stand: 07.08.2022 23:31 Uhr

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