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Russland: Putin forever?

Ein Werbeplakat für das Verfassungsreferendum an einem Zaun
Unterstützung für Präsident Putin mit dem Referendum | Bild: BR

Dieser Tunnel führt direkt ins Innerste der Macht. Wer vorgelassen werden will dorthin, der muss erstmal hier durch. Wird eingenebelt in Desinfektionsmittel und ist dann hoffentlich virenfrei.
Zwei dieser Tunnel sind im Kreml installiert, einer in Putins Landsitz. Der heißt Nowo-Ogarjowo und ist beinahe ein mystischer Ort: Alle kennen den Namen, kaum jemand war jemals dort. Nowo-Ogarjowo ist irgendwo tief in diesem Wald, hinter einer langen Mauer – hunderte Meter lang. Der ideale Ort, um sich abzuschirmen, erst recht in Zeiten einer Pandemie.

Regieren aus dem "Bunker"

Seit Corona führt Putin die Amtsgeschäfte von diesem Landsitz aus, aus einem seltsamen, offenbar fensterlosen Raum, den man vorher nie gezeigt hat. Und den der Volksmund sofort „Bunker“ taufte. Hier spricht er mit Gouverneuren und Ministern, per Videochat. Von hier sendete er seine Videobotschaften zum Thema Corona. Und gab dem ganzen Land anderthalb Monate arbeitsfrei. Die unangenehmen Botschaften überließ er lieber den Regionen.

Putin braucht Erfolge

Putins Zustimmungswerte sinken seit Monaten, auch vor Corona schon. Nur noch 59 Prozent stimmen seiner Politik zu, das Vertrauen in ihn liegt sogar bei nur noch 25 Prozent. Jetzt kommt die Pandemie dazu, den Leuten geht es wirtschaftlich schlechter. Wegen Corona fiel auch noch der Siegestag ins Wasser – der 75. Jahrestag des Sieges über Nazideutschland sollte Putins großer Tag werden. Am Ende schaute er am 9. Mai ganz allein einer Flugzeugshow zu.

Selbst die ausgefallene Siegesparade hat Putin jetzt nachholen lassen, obwohl Corona noch längst nicht besiegt ist, die größte Parade aller Zeiten. Es gab Kritik an der Eile, doch Putin, sagt der Meinungsforscher, läuft die Zeit weg. Etwa die Hälfte der Leute seien gegen eine Amtszeitverlängerung Putins.

Eine Woche lang wird jetzt abgestimmt. In Moskaus Wahllokalen ist bislang wenig los. Auf dem Land ziehen freiwillige Wahlhelfer von Haus zu Haus. Und wer abstimmt, kann sogar etwas gewinnen, denn parallel werden Preise verlost.

Auch, wenn die Verfassungsreform beschlossene Sache ist: es sieht einfach besser aus, wenn auch das Volk dafür ist. Und weil viele Gegner der Reform erst gar nicht zur Abstimmung gehen, wird das wohl auch gelingen.

Autorin: Ina Ruck, ARD Moskau

Stand: 28.06.2020 20:15 Uhr

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