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Serbien: Sympathie für Russland

PlayMenschen auf einer nächtlichen Straße mit russischen Flaggen und bengalischen Feuern
Serbien: Sympathie für Russland | Bild: picture alliance/dpa/TASS | Pavel Bushuyev

Eine prorussische Demonstration am Freitagabend in Belgrad – in der aktuellen Lage haben diese Bilder in Europa Seltenheitswert. An die 2000 Menschen sind gekommen, angestachelt von serbischen Rechtsextremisten.

Die enge Verbindung zu Putin hat in Serbien Tradition. Hier ein Staatsbesuch im Jahr 2019. Präsident Aleksandar Vucic stimmt zwar für die UN-Resolution gegen den russischen Einmarsch, den Sanktionen will sich Serbien aber nicht anschließen.

Zerstört vom Krieg – unkritisch gegenüber Putin

Das Nachbarland Bosnien-Herzegowina hat die russischen Aggressionen verurteilt, aber in der Republika Srpska, der serbischen Teilrepublik sieht man das anders: In den letzten Monaten ist hier ein neues Selbstbewusstsein zu beobachten. Die bosnischen Serben feiern ihren 30-jährigen Gründungstag mit einer pompösen Parade, obwohl das vom Verfassungsgericht des Gesamtstaates Bosnien-Herzegowina verboten wurde.
Die Fäden hier zieht er, Milorad Dodik, der mächtigste bosnisch-serbische Politiker. Er provoziert, droht mit der Abspaltung von Bosnien-Herzegowina, fantasiert von einer eigenen Armee. Auch er ist auf seine Beziehungen zu Putin stolz; den russischen Angriffskrieg hat er bisher nicht verurteilt. Und das, obwohl der Krieg im eigenen Land nicht mal 30 Jahre her ist.

Gefangen, gefoltert, ermordet

Einige Kilometer weiter wollen wir eine ganz besondere Frau treffen. Sie lädt uns an einen unwirtlichen Ort: ein Erzabbaugebiet im Norden Bosniens. Vor 30 Jahren war hier ein Gefangenenlager, und die muslimische Bosnierin Nusreta Sivac dort inhaftiert: Kämpfer der Republika Srpska hielten in verschiedenen Lagern in der Region mehrere tausend Bosnier und Kroaten gefangen. Es gab Massaker, Vergewaltigungen, Folter… Nach Ende des Krieges wurden in Massengräbern in der Nähe 773 Leichen entdeckt. Und alle Toten sind noch längst nicht gefunden…

Der Bosnienkrieg hat sich eingebrannt, auch bei den Jungen. Der Gitarrist Igor Paspalj hat sich in seinem Tonstudio verbarrikadiert. Von den Spannungen zwischen den Volksgruppen will er nichts mitbekommen. Seine Freunde sind Bosnier, Serben, Kroaten. Krieg ist für ihn ein Reizwort: "Wenn jemand auch nur zu einem Prozent dran glaubt, also ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Jeder der das auch nur in Betracht zieht, ist komplett verrückt."

Ein paar hundert Kilometer weiter herrscht nun tatsächlich Krieg. Ein Angriffskrieg Russlands.
Auf der Demonstration in Belgrad: unverhohlene Russland-Begeisterung. "Russland, Russland" skandieren sie hier – eine Ansicht, mit der sie auf dem Balkan weitgehend alleine sind.

Autorin: Anna Tillack, ARD Wien

Stand: 07.03.2022 09:56 Uhr

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