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Türkei: Bedrohte Nomaden

PlayEine Frau und zwei Kinder mit einem Lamm vor Zelten im Hintergrund
Türkei: Bedrohte Nomaden | Bild: ARD-Studio Istanbul

Sonnenaufgang in den Bergen Südostanatoliens. Hier beginnt im Frühjahr seit Jahrtausenden die Reise der Nomaden des Beritan-Clans Richtung Norden in das anatolische Hochland. 500 Kilometer ziehen sie mit ihren Tieren Jahr für Jahr durch Täler und Auen.
Ali und dessen Cousin Shemuz haben gemeinsam etwa 600 Schafe. Jeden Abend bauen sie ihr Lager auf. Planen, Öfen und Ausrüstung wird mit Transportern von Ort zu Ort gebracht. Auch die Frauen der Nomadenfamilie reisen mit den Transportern. Unterwegs scheren und melken sie die Tiere, produzieren so Wolle und Käse. Das und einen Teil der Tiere verkaufen sie. Der Beritan-Clan hat mehr als 200.000 Mitglieder. Früher waren sie alle Nomaden.


Sesshaftigkeit statt Nomaden

Heute wollen nur noch etwa 3000 von ihnen dieses Leben führen. Das türkische Militär warf den kurdischen Nomaden vor, sie würden kurdische Separatisten unterstützen. Seitdem wolle der Staat, dass sie sesshaft werden. Doch mit der Sesshaftigkeit verlieren sie ihre Existenzgrundlage.

Etwa 150 Kilometer südlich befindet sich der Ort Celtikli. Hier haben sich ehemalige Nomadenfamilien vor etwa 20 Jahren niedergelassen und wohnen in diesen vom Staat finanzierten Häusern. Heute bereuen sie, dass sie das Nomadenleben aufgegeben haben. Sie wären froh, wenn sie wieder über die Weiden ziehen könnten, sagen sie.
Die Freiheit des Nomadenlebens. Danach sehnen sich die sesshaften Clanverwandten. Dabei hat diese Freiheit immer mehr Grenzen. Immer öfter müssen Ali und Shemuz ihre Tiere auf Transporter verladen, weil ihnen Großgrundbesitzer verbieten über deren Land zu ziehen. Die Transporter bringen die Schafe zur nächsten frei zugänglichen Weidefläche.

Hoch oben auf den Bergen über 3000 Meter Höhe liegt Ende Mai noch vereinzelt Schnee. Kein Grundbesitzer ärgert die Nomaden. Bis Ende September bleiben Shemuz und Ali mit den Familien, den Hirten und den Tieren hier oben. Der Käse sei in dieser Gegend etwas ganz Besonderes, sagt Großmutter Berivan. Nachts müsse stets jemand Wache halten, so Shemuz, denn draußen lauere Gefahr. Nachts hat es Minusgrade. Dann rücken Menschen und Tiere eng zusammen. Es ist ein raues Leben bei den Nomaden im Südosten der Türkei. Doch tauschen mit der im Tal sesshaft gewordenen Verwandtschaft wollen sie auf keinen Fall.

Autor: Oliver Mayer-Rüth, ARD Istanbul

Stand: 20.06.2021 20:14 Uhr

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