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Finnland: Volkssport Preppen – und was machen die Deutschen?

Finnland: Volkssport Preppen – und was machen die Deutschen? | Bild: ARD

Das ist wohl eine der sichersten Sportanlagen der Welt. Sie liegt 20 Meter tief unter der Erde – in den Fels hineingesprengt. Diese Halle ist ein großer Schutzbunker.
Der Weg durch den Merihaka-Bunker – verzweigt. Tomi Rask vom finnischen Zivilschutz ist unser Guide durch dieses 15.000 Quadratmeter große Labyrinth, vorbei an Barrikaden, die vor der Wucht einer Explosion schützen sollen, vor Hitze und Giftgas. 6000 Menschen sollen hier unten sicher sein, wenn die Welt oben es nicht mehr ist.

Im Lager stehen Betten für sie bereit. Für Trainingszwecke sind bereits wenige Betten aufgebaut. Knapp drei Quadratmeter Pritsche für drei übereinander liegende Menschen. Kissen oder gar Decken? Fehlanzeige. Stattdessen: Betten, die überirdische Explosionen aushalten. "Ein Null-Sterne-Hotel" – so nennt der Zivilschützer diese Unterkunft. Das Klo: Eimer und Plastiktüte – das war´s. Im Krisenfall stehen hier hunderte Toiletten eng an eng – mit minimaler Privatsphäre. Tomi Rask, finnischer Zivilschutz: "Du allein bist für dein Klopapier verantwortlich. Jede Familie muss sich in den ersten 72 Stunden allein versorgen können. Alles, was du und deine Familie innerhalb dieser 72 Stunden braucht – das solltest du zuhause haben."

72 Stunden

72 Stunden – genauso heißt das finnische Krisenprogramm. Das Ziel: 72 Stunden, also drei Tage lang Selbstversorger sein können, dann würde der Staat einspringen. Getreidelager, medizinische Versorgung, Notfall-Supermärkte – der Staat braucht genau diese Zeit, um seine Notfall-Infrastruktur in Gang zu bringen.

Sie hat die Checklisten vom Zivilschutz abgearbeitet und bunkert zu Hause. Maija Aalto, ehemalige Chemie-Ingenieurin, heute Rentnerin: Taschenlampe, Rettungsdecke und ein Kurbelradio. ”Im Zweifel fällt das Handynetz aus. Das Radio ist dann das einzige Kommunikationsmittel, das noch funktioniert.”
Wenn der Strom weg ist, kommt irgendwann auch kein Wasser mehr aus dem Hahn. Zwei Liter pro Tag und Person in Kanistern lautet die Empfehlung. Jedes Ablaufdatum genau im Blick. So preppt ein Profi wie Maija: ”Die Idee hinter den Dosen: Es ist am einfachsten, wenn man Essen hat, das man nicht kochen muss. All diese Konserven muss man nicht aufwärmen. Man kann sogar kalte Erbsensuppe aus der Dose essen. Sie ist dann etwas dickflüssig, aber es geht.”
Ihr Wissen gibt sie weiter – in kostenlosen Kursen. Diese Prepper-Kurse gibt es flächendeckend im ganzen Land, damit die Menschen in Finnland vorbereitet sind, egal ob auf einen Stromausfall oder einen Krieg.

Für Zivilschützer Tomi Rask ist es kein Spiel. Obwohl es Kurse, Internetseiten und Broschüren gibt – nur etwa ein Drittel der Menschen im Land hätte zuhause vorgesorgt. Das ist ihm noch zu wenig: ”Es ist eine kluge Entscheidung, vorbereitet zu sein. Sogar auf die schlimmste, die furchteinflößendste Situation. Aber ich bin troztdem optimistisch. Die Diplomatie wird am Ende siegen.”
Wenn er recht behält, bleibt der Bunker für immer eine ganz normale Sportanlage – nur eben 20 Meter tief unter Fels.

Sofie Donges, ARD Stockholm

Stand: 16.06.2025 00:37 Uhr

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