SENDETERMIN So., 30.07.23 | 23:35 Uhr | Das Erste

Das Prinzip "Teile und Herrsche" im Gesellschaftsdrama "Black Box"

Das Verhängnis kommt in dem Gesellschaftsdrama "Black Box" von oben. Langsam schwebt es in das friedliche Idyll einer Hausgemeinschaft ein: Der Fremdkörper im Hinterhof, der Container, ist ein Zeichen. Aber wofür? Erst einmal macht sich darin der neue Hausverwalter Herr Horn breit. Was will er? Den Frieden stören?

Es ist eine bunte Mischung von Menschen, die hier wohnen: Ein Lehrer im ersten Obergeschoss, eine Computer-Spezialistin mit ihrer Familie weiter oben, zwei Verliebte, die in Deutschland Schutz suchen. Im Erdgeschoss gibt es eine Bäckerei mit Café – viele Mülltonnen und langsam dünner werdende Nerven.

Der Hinterhof als Spiegel der Gesellschaft

Die Regisseurin Aslı Özge ist in Berlin und Istanbul zu Hause. Aus ihrer Berliner Wohnung hat sie einen Blick auf einen Innenhof, der so ähnlich aussieht wie der im Film. "Dieser Hof ist so wie ein Land", sagt Özge. "Es gibt ganz verschiedene Kulturen und auch Ausländer so wie ich. Und ich dachte, das ist eine Spiegelung einer Gesellschaft, ein kleiner Mikrokosmos."

Der Container, der neue Hausverwalter Horn, gespielt von Felix Kramer, die Plakate von sanierten Häusern, die Ungewissheit – all das lässt bedrohliche Vorahnungen entstehen. Die Stimmung auf dem Hinterhof wird gereizter.

Psychogramm und Kammerspiel

Der Film "Black Box" zeichnet soziale Dynamiken nach. Ein Versuch sich als Hausgemeinschaft gegen den Verwalter zu organisieren. Er ist Psychogramm und Kammerspiel zugleich. Die klaustrophobische Atmosphäre im Hof wird noch gesteigert, als ein Polizeieinsatz dafür sorgt, dass niemand raus oder reindarf. Unklare Gefahrenlage, heißt es, Genaues weiß man nicht.

 Regisseurin Aslı Özge
Regisseurin Aslı Özge | Bild: ttt/MDR

"Ich wollte unbedingt zeigen, wie das funktioniert: Die Leute fühlen sich unsicher, sie fangen an, aneinander zu zweifeln und sich zu bewachen: Wer redet mit wem?", sagt Regisseurin Aslı Özge, die in ihrem Film mit Verhaltensmustern spielt und den manipulativen Boden zeigt, wenn Verunsicherung und Angst gezielt eingesetzt werden. "Was passiert, wenn dieser ganze Stress und diese ganze Angst, diese ganzen Vorurteile zusammenkommen, und die Masken fallen, was kommt hinter diesen Masken?" – über diese Fragen wolle Özge reden.

Gefahren der Krise für die Gemeinschaft

"Black Box" ist ein Lehrstück über unsere Zeit, die die Krise als Konstante hat und den daraus wachsenden Gefahren. Was passiert, wenn eine Gemeinschaft in Bedrängnis gerät? Der positive Impuls, den der Film mit seiner Versuchsanordnung auslöst, kommt vielleicht aus einer inneren Rebellion heraus, dem Zerfall unserer Gesellschaft nicht ohnmächtig zusehen zu wollen.

"Ich denke, dass unsere Zukunft unsicher ist", sagt Aslı Özge. "Und deswegen kann ich nicht einfach so sitzen und denken: Okay, ich mache einen Film über Hoffnung."

Autorin: Hilka Sinning

"Black Box"
Drama, Deutschland/Belgien 2022
119 Minuten
Regie: Asli Özge

Stand: 02.08.2023 10:29 Uhr

0 Bewertungen
Kommentare
Bewerten

Kommentare

Kommentar hinzufügen

Bitte beachten: Kommentare erscheinen nicht sofort, sondern werden innerhalb von 24 Stunden durch die Redaktion freigeschaltet. Es dürfen keine externen Links, Adressen oder Telefonnummern veröffentlicht werden. Bitte vermeiden Sie aus Datenschutzgründen, Ihre E-Mail-Adresse anzugeben. Fragen zu den Inhalten der Sendung, zur Mediathek oder Wiederholungsterminen richten Sie bitte direkt über das Kontaktformular an die ARD-Zuschauerredaktion: https://hilfe.ard.de/kontakt/. Vielen Dank!

*
*

* Pflichtfeld (bitte geben Sie aus Datenschutzgründen hier nicht Ihre Mailadresse oder Ähnliches ein)

Kommentar abschicken

Ihr Kommentar konnte aus technischen Gründen leider nicht entgegengenommen werden

Kommentar erfolgreich abgegeben. Dieser wird so bald wie möglich geprüft und danach veröffentlicht. Es gelten die Nutzungsbedingungen von DasErste.de.

Sendetermin

So., 30.07.23 | 23:35 Uhr
Das Erste

Produktion

Mitteldeutscher Rundfunk
für
DasErste