So., 05.10.25 | 23:05 Uhr
Das Erste
Dialog statt Dämonisierung: Eva Illouz' Essay "Der 8. Oktober"
Über die Ursprünge des neuen Antisemitismus

Die französisch-israelische Soziologin Eva Illouz widmet sich hauptsächlich der Erforschung menschlicher Beziehungen in kapitalistischen Konsumgesellschaften. In ihrem neuen Buch-Essay "Der 8. Oktober" untersucht sie jedoch, wie die globalen Reaktionen auf das Massaker vom 7. Oktober 2023 ab dem Tag danach ausfielen.
Sie beklagt, dass vornehmlich in akademischen Kreisen der brutale Überfall der radikalislamischen Terrormiliz Hamas auf Israel als "Akt des Widerstands" gefeiert wurde, dass es kaum Mitgefühl für die Angegriffenen gab und die Palästinenser als die eigentlichen Opfer gesehen werden. Illouz schreibt erschüttert über einen zunehmenden Antisemitismus, den sie hauptsächlich in linken intellektuellen Milieus verortet.
Woher kommt dieser Hass, der alle Komplexität ausblendet? Wie konnte die einzige Demokratie im Nahen Osten in den Augen vieler Künstler und Intellektuellen zum "Inbegriff des kolonialistischen Bösen" stilisiert werden? Diesen Fragen geht Illouz, die als Professorin an der Hochschule für Soziologie in Paris und an der Universität von Jerusalem lehrt und sich selbst der Linken zuordnet, in ihrem Essay nach. Genauso steht sie den militärischen Exzessen im Gazastreifen kritisch gegenüber und fordert ein Ende des Krieges. Der Hass auf Israel sei keine Hilfe für die Palästinenser, sagt sie. Die Lösung liege allein im Dialog.
Autor: Hilka Sinning
Stand: 02.10.2025 17:35 Uhr
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