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Jedes Kind hat Potential

Der Film "Radical" über einen mexikanischen Lehrer

PlaySzene aus dem Film "Radical"
"Radical": Film über einen mexikanischen Lehrer  | Video verfügbar bis 10.03.2025 | Bild: Ascot Elite Entertainment

Von der schlechtesten zur besten Schulklasse des Landes: Der Film "Radical" von Regisseur Christopher Zalla erzählt die wahre Geschichte des mexikanischen Lehrers Sergio Juárez Correa, der seine Schüler*innen mit innovativen Lehrmethoden begeistert.

Der Schulweg der Grundschulkinder in Matamoros ist lebensgefährlich: Tote auf der Straße. Schießereien. 2011 tobt in dem mexikanischen Grenzort zu den USA ein blutiger Drogenkrieg. Mittendrin die Kinder, die Ärmsten der Armen. Für die Clans: attraktiver Nachwuchs!

Mit spielerischem Unterricht zum Erfolg

Szene aus dem Film "Radical"
Eugenio Derbez als Lehrer Sergio | Bild: Ascot Elite Entertainment

Die 6. Klasse der José Urbina Lopez-Grundschule ist laut Bildungstest die schlechteste Klasse Mexikos. Niemand interessiert, was diese Jungen und Mädchen lernen. Bis Sergio kommt. Er macht die Tische im Klassenzimmer zu Rettungsbooten, die alle mit der gleichen Anzahl von Menschen gefüllt werden müssen. Aber wie geht das bei 23 Personen und sechs Booten? So lernen die Kinder spielerisch Rechnen.

Christopher Zalla, der Regisseur des Films, erklärt die Lehrmethode von Sergio so: "Er hat seine eigene Autorität abgegeben und an die Kinder weiter gereicht. Anstatt zu sagen: 'Hey, hier bin ich! Ich gebe den Ton an! Hebt eure Hand, wenn ihr sprecht!' beginnt er die Lernreise eines Kindes mit der Frage: 'Hey, was interessiert dich? Auf was stehst du?'"

Philosophie und Physik: lebensnah und experimentell. Das Verhältnis von Masse, Dichte und Verdrängung wird erklärt, indem der Lehrer und der Schuldirektor mit vollem Schwung in eine große Wanne mit Wasser springen. Das Ergebnis: "Sergio hat mehr Dichte!"

Außergewöhnliche Begabung

Der Lehrer beflügelt die Träume der Schüler*innen. Ob Philosophin oder Raumfahrtingenieurin – alles scheint auf einmal möglich. So hat Sergio die außerordentliche Begabung von Paloma entdeckt. Die Tochter des Müllsammlers baut allein ein Fernrohr, löst komplizierteste Matheaufgaben im Kopf. Paloma gibt es wirklich. Ihre Geschichte hat Sergio berühmt gemacht.

Dieser Film ist keine weitere "Superhelden-Lehrer-Story". Erzählt wird sie aus der Perspektive der Kinder; gedreht in der Nähe der echten Schule, mit Kindern aus ähnlich ärmlichen Verhältnissen. Kinder, die mit ihrer Gage die Familie unterstützen. Sergio selbst stammt aus diesem Slum.

Bittere Realität

Portät von Christopher Zalla, Regisseur
Regisseur Christopher Zalla | Bild: WDR

"Innerhalb eines Jahres katapultierte er diese Klasse, die ganz unten auf der Leistungsskala des Landes rangierte, ganz nach oben. Dass er das Niveau der gesamten Klasse verbesserte, beweist doch, dass er etwas geschafft hat", sagt Regisseur Christoper Zalla.

Trotzdem stößt Sergio auf Widerstand: Die meisten Eltern können die Ausbildung für die Kinder nicht bezahlen – wieso weckt Sergio solche Hoffnungen? Und gegen die kriminellen Verhältnisse ist er machtlos.

Christopher Zalla hat diesen Film mit dem echten Lehrer entwickelt: Sergio Juárez Correa. Von seinen Schüler*innen sind etliche den Bandenkriegen zum Opfer gefallen, erzählt er in dem Handyvideo, das er uns geschickt hat: "Leider gab es viele Fälle, in denen Schüler verschwunden sind. Als Lehrer versucht man, ihnen Ratschläge zu geben, sie zu motivieren, aus den schwierigen Situationen, in denen sie leben, herauszukommen. Aber manchmal verschlingt sie die Gewalt einfach."

Widerstand kommt auch aus dem Kollegium. Und von den Schulbehörden. Trotz oder wegen seines Erfolgs wurde Sergio zeitweise aus der Schule verbannt: Unterrichtsverbot. So reagieren "Autoritäten" unter Druck, meint Christopher Zalla: "Eine gebildete Bevölkerung ist eine gefährliche Bevölkerung für die, die das Sagen haben, ob sie nun Geld haben oder Macht. Sie ist eine Bedrohung. Sergio war eine Bedrohung."

Bildung als Kapital der Armen

Porträt Sergio Juárez Correa
Der echte Lehrer: Sergio Juárez Correa | Bild: WDR

Denn er hat an diese Kids geglaubt. Und daran, dass Bildung das revolutionärste Kapital ist, das die Ärmsten der Armen haben. Paloma hat ihre Chance ergriffen. Sergio Juárez Correa: "Einer von Palomas Träumen war es, Astronautin zu werden. Später hat sie nach anderen Möglichkeiten gesucht und sich für eine juristische Karriere entschieden. Inzwischen ist sie Anwältin in einem politischen Amt, soviel ich weiß, und möchte Menschen helfen."

Der Film "Radical – Eine Klasse für sich" geht ans Herz, macht Mut: Für Schulen ohne Druck und dafür, den Ideen der Kinder Raum zu geben.

Autorin: Petra Dorrmann

"Radical – Eine Klasse für sich", Regie: Christopher Zalla, ab 21. März 2024 im Kino

Stand: 10.03.2024 18:16 Uhr

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Westdeutscher Rundfunk
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