SENDETERMIN So., 21.09.25 | 23:05 Uhr | Das Erste

Die Frau hinter dem Wu-Tang Clan

Spannende ARD-Doku über Musikmanagerin Eva Ries

1993 betreten sie die Szene: ein Haufen Ghettokids, laut, anzüglich, teilweise kriminell. Aber auch geniale Musiker. Der Wu-Tang Clan revolutioniert den Hip-Hop - selbstbewusst. "Wir werden richtig durch die Decke gehen", sind sich die Clan-Mitglieder von Anfang an sicher. "Wir übernehmen gerade alles." Mitten rein platzt eine junge, unscheinbare deutsche Managerin. "Ich sollte mir schon mal die Musik der Gruppen anhören, mit denen ich zu tun haben würde", erinnert sich Eva Ries. "Eins davon war Wu-Tang Clan. Ich hatte also die Vorab-Kassette von 36 Chambers. Ich dachte nur: Ich glaube, ich habe den größten Fehler meines Lebens gemacht."

Sex, Drugs and Crime - und dazwischen eine Bildungsbürgerin aus der Provinz

Sex, Drogen und Kriminalität - die späteren Superstars rund um den genialen RZA rappten über ihr Leben und ihre Wurzeln. Und das sollte nun eine junge Frau aus dem beschaulichen Ladenburg bei Mannheim vermarkten. Die Dokumentation "Evil E - Eva Ries und der Wu-Tang Clan" zeigt auch ihre behütete Herkunft: sauber, bildungsbürgerlich, alles andere als ein Ghetto. Dabei ist es nicht nur die Bildungsbürgerin aus der Provinz, die nun mit dem Wu-Tang Clan in New York zusammenarbeiten soll. Sie macht es auch noch anders als andere Promoter - sie organisiert beispielsweise Pressetermine im Viertel der Musiker statt in luxuriösen Hotelsuiten. Da kam es schon mal vor, dass ein Presseinterview von einer Schießerei begleitet wurde.

Sieben Persons of Colour posieren in typischer Hip-Hop-Manier für die Kamera, es sind Mitglieder des Wu-Tang Clans.
Seit den 1990ern prägen sie die Hip-Hop-Musik: Der Wu-Tang Clan. | Bild: NDR

Eva Ries erinnert sich: "Das Kamerateam hat mich dann gefragt, ob ich abbrechen will, aber ich habe auch gesagt: Nee, lasst einfach laufen." Raekwon ist immer noch beeindruckt davon: "Sie kam zu uns in die Hoods. Sie hatte keine Angst. Mich hat das wahnsinnig gemacht. Da läuft diese 60-Kilo-Lady durch unsere Gegend, wo jeder mögliche Scheiß verkauft wird." Und Eva Ries räumt ein: "Das Interessante aber war, wie dann das Auftauchen der Polizei von Raekwon ganz anders wahrgenommen wurde als von mir. Für mich war es eine wahnsinnige Erleichterung. Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Für ihn war es: Jetzt geht die Schikane gerade wieder los."

Den Respekt musste sie sich erst verdienen

Schikane, Rassismus - Wu-Tang fordern Respekt für sich, begrüßen die Deutsche aber mit Macho-Attitüde. "Die Jungs haben mich erst mal eher mit Missachtung gestraft" erinnert sich Ries. "GZA war der Einzige an diesem ersten Tag, der sich herabgelassen hat, mit mir Smalltalk zu machen." Radio-Moderator Bobbito Garcia bestätigt: "Hip-Hop war Mitte der 90er keine angenehme Szene für Frauen. Es war eine toxische, männlich dominierte Kultur." Fragt man Eva Ries, wie es für sie gewesen sei, sich mit so vielen Männern auseinandersetzen zu müssen, antwortet sie: "Schlimm, wie im Zirkus." Und GZA kann das gut nachvollziehen: "Wir waren ja auch Babys, wilde Babys!"

Eine Person of Colour mit Basecap und in Hip-Hop-Pose wird von hinten von einer Weißen Frau mit kurzen braunen Haaren umarmt. Es sind Method Man und Eva Ries.
Method Man und Eva Ries - sie waren von Anfang an dabei. | Bild: NDR

Der Wu-Tang Clan droht durch die starken Egos immer wieder zu zerbrechen. Der Film "Evil E" zeigt, wie Eva Ries jahrelang für den Clan kämpft, wie sie sich Respekt verschafft, und wie sie schließlich Teil dieser Musiklegende wird. "Ich habe sie eigentlich nur überzeugen können, indem ich wirklich brutal ehrlich war", so Ries. "Ich glaube, das ist auch das, warum wir uns gut verstehen und es ist auch das, warum sie mich schätzen: weil ich real bin. Ich habe mich weder angebiedert, noch habe ich mich an irgendjemanden rangeschmissen, noch habe ich versucht, so zu sein wie sie oder gar zu reden wie sie." Der Clan honoriert das entsprechend: "Diese motherfucking Person namens Eva Ries - sie war von Anfang an dabei."

Eva Ries ist "Evil E" - die Frau hinter dem Wu-Tang Clan

Die Dokumentation "Evil-E" erzählt in 75 Minuten die außergewöhnliche Lebensgeschichte von Eva Ries und außerdem vom Aufstieg und Fall der Musikindustrie der 1990er-Jahre, von Female Empowerment und vom Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen. Der Film enthält zahlreiche Interviews mit Mitgliedern des Wu-Tang Clans, seltenes Archivmaterial und bietet exklusive Einblicke in die Hip-Hop-Kultur. Zu sehen in der ARD-Mediathek: "Evil-E - Eva Ries und der Wu-Tang Clan".

(Beitrag: Thorsten Mack)

Stand: 21.09.2025 19:58 Uhr

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Norddeutscher Rundfunk
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