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Finalmente l'alba

PlayFilmstill einer jungen und einer älteren Frau, die an der Kamera vorbeisehen
Finalmente l'alba | Video verfügbar bis 10.09.2024 | Bild: Filmfestspiele Venedig

Wie entsteht große Kunst? Cinecittà, im Südosten Roms. Drehort für einen Sandalen-Film. Eher per Zufall gerät die junge Mimosa an eine Rolle in dem Film. Nichts weiß sie von dieser Welt. Die Stars und den Film kennt sie aus dem Kino.

Cinecittà war das europäische Hollywood

Eine junge Frau gibt ein TV-Interview
Schauspielerin Rebecca Antonaci | Bild: BR

Sie ist ein einfaches Mädchen."Mimosa verkörpert die Unschuld, die reine Natur der Frau", sagt die Schauspielerin Rebecca Antonaci. "Sie ist wie ein weißes Blatt Papier – immer sie selbst, den gesamten Film hindurch – von Anfang bis zum Ende."

In den 50er und 60er Jahren ist Cinecittà eine Welthauptstadt des Kinos. Große amerikanische Produktionen entstehen hier. Vor allem aber hat der italienische Film selbst Weltgeltung. Alle Legenden drehen in Cinecittà: Sergio Leone und immer wieder: Federico Fellini. Es ist das europäische Hollywood. 

Alles wie im Traum – und totale Überforderung 

Ein Mann gibt ein TV-Interview
Regisseur Saverio Costanzo | Bild: BR

Und plötzlich wird Mimosa hineingeworfen in diese scheinbar übergroße Welt. Eigentlich hatte sie ihre Schwester nur zum Casting begleitet. Nun soll und darf sie beim Dreh neben der Hauptdarstellerin stehen. Es ist wie ein Traum. Zugleich totale Überforderung.

"In gewisser Weise ist das ein Märchen", sagt Regisseur Saverio Costanzo. "Sie ist ein Archetyp wie aus dem Märchen: 'Alice im Wunderland', aber auch 'Cenerentola': Aschenputtel. Sie muss ja nachhause zurück und keiner kann sie dort hin bringen. Ja, da ist eine Art Märchen in der Geschichte. Und: sie muss zahlreiche Herausforderungen bestehen während des Films." 

Reminiszenz an eine Filmikone

Eine Frau wird geschminkt
Szene aus "Finalmente l'alba" | Bild: Filmfestspiele Venedig

Natürlich spielt "Finalmente l’alba" mit der Reminiszenz an den ikonischen italienischen Film schlechthin. Nur: das "Dolce Vita" wird hier einem radikalen Perspektivwechsel unterworfen. Wie ist diese Welt? Wie ist diese Welt aus der Sicht einer jungen Frau? Die so naiv ist und so rein. "Es gibt diese zwei Extreme: Mimosa mit ihrer Unschuld und diese lebenden Monster, die ihre Unschuld ausbeuten und ihren Vorteil daraus ziehen wollen", sagt Antonaci.

Denn plötzlich wird Mimosa in diese Welt hineingesogen. Hauptdarstellerin Lilly und ihre Entourage nehmen sie mit: zum Essen, auf die Party. Eine Überwältigung. "Bei Lilly ist es so: Sie spielt die Diva, wie das in den 50er Jahren eben so war", sagt Constanzo.

Ein kleiner großer Film

Filmstilll einer Fraum die an der Kamera vorbeischaut
Rebecca Antonaci als Mimosa | Bild: Filmfestspiele Venedig

"Sie muss reizend sein, sie muss diese Femme fatale sein. Sie muss die Männer verzücken. Denn das war die einzige Art, um diese Aufmerksamkeit zu erlangen und eine gewisse Macht zu haben. Nur was ist der Preis dafür? Der einzige Weg, wirklich gute Kunst zu machen, ist doch, zu versuchen das auszudrücken, was in einem ist, wer man ist. Zeig dich nicht so wie dich die anderen haben wollen. Höre auf das, was dich ausmacht: auf dein Innerstes." 

Regisseur Saverio Costanzo hat einen kleinen großen Film gemacht. Das Märchenhafte daran ist raffinierte Folie. Großartig die 18-jährige Rebecca Antonaci als Mimosa. Tatsächlich werden hier Abgründe verhandelt. Pomp und Tand mögen Glitter haben, den kurzzeitigen Ruhm. Bestand in der Kunst und vor allem im Leben, hat auf Dauer nur: Wahrhaftigkeit.

Autor: Lars Friedrich

Stand: 13.09.2023 08:57 Uhr

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Bayerischer Rundfunk
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