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Die Schweiz – ein Paradies für Mineraliensammler

Kristall in Nahaufnahme
Eine "Eisenrose", ein Büdel aus Hämatitkristallen. | Bild: BR

Einmal selbst einen funkelnden Bergkristall finden – für viele Naturfreunde ist das ein ganz besonderes Erlebnis. Doch in Deutschland wird es Mineraliensammlern nicht leichtgemacht. Das Betreten von Steinbrüchen ist fast immer verboten, auch Naturschutzauflagen verhindern oft, dass Mineralien in freier Natur gesammelt werden können. Zwar bieten einige Bergwerksbetriebe wie die Grube Clara im Schwarzwald oder der Steinbruch Juchem in Idar-Oberstein geführte Sammeltouren gegen ein geringes Entgelt an. Doch wer das echte Schatzsuchererlebnis in der Wildnis sucht, muss sein Glück wohl eher in Österreich oder in der Schweiz versuchen.

Strahlen hat eine lange Tradition

In der Schweiz ist das Sammeln von Mineralien, das sogenannte Strahlen, eine jahrhundertealte Tradition. Viele Gemeinden bieten deshalb "Strahlerpatente" an, eine Erlaubnis, unter bestimmten Auflagen in freier Natur Kristalle suchen zu dürfen. Diese Patente können für ein ganzes Jahr, aber auch als Tageskarten ausgestellt werden. Was man als Inhaber eines gültigen Patents findet, darf man behalten. Doch die Erlaubnis allein ist noch längst keine Garantie dafür, dann auch wirklich etwas zu finden. Denn die meisten "alpinen Klüfte", die Hohlräume, in denen sich die Kristalle verbergen, finden sich hoch oben im Gebirge und sind nicht leicht aufzuspüren. Meist machen deshalb eher erfahrene, professionelle Sammlern, die "Strahlern", die großen Entdeckungen.

Ein Leben für die Gotthartkristalle

Kristall in Nahaufnahme
Das eher selte Titanmineral Brookit mit seinen orangenen Kristallen kann man in den Alpen finden. | Bild: BR

Peter Amacher ist seit 50 Jahren Strahler, sein bevorzugtes Sammelgebiet ist seine Heimat, der Schweizer Kanton Uri und das Gotthardmassiv. Für den studierten Geologen sind Mineralien und Steine keine tote Materie. Sie erzählen ihm Geschichten über ihre Entstehung erzählen, die er dank seines umfangreichen Wissens verstehen kann. In seinem Haus in Amsteg unterhält er ein eigenes kleines Museum, das ausschließlich mit Eigenfunden bestückt ist, die sich sehen lassen können: Rauchquarze, Bergkristalle in allen nur denkbaren Formen, aber auch sogenannte Eisenrosen, Kristalle des Minerals Hämatit, das unter bestimmten Umständen Blütenformen ausbildet. Interessierten Besuchern gewährt er gerne Zutritt zu seiner Ausstellung, und hat auch den ein- oder anderen Tipp parat, wo man mit der Suche beginnen könnte.

Verborgen in alpinen Klüften

Gestein wölbt sich zu einer Spalte.
Das Gestein wölbt sich zu einer Spalte hin – ein Anzeichen für eine Kluft. | Bild: BR

Die "alpinen Klüfte", die Hohlräume im Gestein, in denen die Kristalle wachsen, sind schon vor vielen Millionen Jahren entstanden. In großer Tiefe und unter enormen Druck von mehreren Tausend Bar herrschten die notwendigen Bedingungen für die Ausbildung von Bergkristallen und anderen Mineralien. Mit der Auffaltung der Alpen wurden auch die Klüfte nach und nach an die Oberfläche geschoben. Spuren im Gestein verraten, wo sie sich verstecken könnten. Wichtig ist vor allem: Ein weißes Quarzband – auch Bergkristalle bestehen aus Quarz.

Verläuft das Quarzband quer zur Schieferung des Gesteins, ist das ein gutes Zeichen. Wölbt sich das Gestein dann auch noch zum Quarzband hin, könnte es sich lohnen, hier Hammer und Meißel anzusetzen, um einen Hohlraum zu suchen. Doch nicht jede vielversprechende Stelle führt zum Erfolg. Mineraliensammeln in den Alpen erfordert nicht nur Ausdauer und Kraft, sondern auch sehr viel Geduld.

Hilfe bei Profis suchen

So empfiehlt Peter Amacher, sich Hilfe bei Profis zu suchen, wenn man selber Kristalle finden möchte. Viel Mineralienvereine bieten geführte Sammeltouren an, auch für Familien mit Kindern. Nach und nach kann man sich so die nötigen Kenntnisse verschaffen, um eines Tages erfolgreich zu sein. Wer dennoch einfach mal sein Glück ohne lange Vorbereitung versuchen möchte, könnte es mal im österreichischen Habachtal versuchen: Mitten in einer traumhaften Gebirgslandschaft liegt hier das bekannteste Smaragdvorkommen Europas, wo man sich auch mit einfachen Mitteln auf die Suche machen kann: Ein Waschsieb und eine Schaufel reichen aus, um die kleinen, grünen Kristalle aus dem Fluss zu waschen.

Autor: Frank Bäumer (BR)

Stand: 01.10.2021 06:57 Uhr

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