Sa., 02.11.19 | 16:00 Uhr
Das Erste
Die Geschichte des Alkohols
Unsere heutige kritische Einstellung dem Alkohol gegenüber ist relativ jung: Jahrtausendelang hatten promillehaltige Getränke einen guten Ruf. Schwacher Wein oder Bier waren oft sogar das Hauptgetränk im Alltag.
Eine Art Bier gab es schon in der Steinzeit. Bereits vor 12.000 Jahren haben Menschen in Anatolien ein Gebräu aus gegorenen Wildgräser-Körnern hergestellt. Und bei den Babyloniern und den Ägyptern gab es bereits große Brauereien – und professionellen Weinanbau. Lange war Bier das Getränk der einfachen Leute, während Wein den begüterten Schichten vorbehalten blieb.
Alkohol als Nahrungs- und Desinfektionsmittel
Alkohol galt als Geschenk der Götter: Auch in der Bibel verwandelt Jesus Wasser in Wein. Ein zeitgemäßes Wunder, denn Wein und Bier waren damals nicht nur als kalorienreiche Durstlöscher unverzichtbar.
Alkohol desinfiziert auch. Das war bis in die Neuzeit lebenswichtig, weil das Trinkwasser oft verseucht war. In der Antike schätzten Ärzte wie Hippokrates Bier und Wein auch als Heilmittel bei Fieber und Infektionen. Die berauschende Wirkung stand noch nicht im Vordergrund, aber ein leichter Schwips war vermutlich für viele der Normalzustand.
Schnaps, Alkoholsucht und Prohibition
Im 12. Jahrhundert gelang es dem italienischen Gelehrten Magister Salernus erstmals, Wein zu destillieren. Mit den ersten Schnäpsen schlug er ein neues Kapitel auf: Seitdem gibt es hochprozentigen Alkohol. Wein, Bier und Schnaps wurden im Zeitalter der Industrialisierung dann immer billiger. Die Zahl der Trinker stieg deutlich an.
Doch erst Anfang des 19. Jahrhunderts erkannte der schottische Marinearzt Thomas Trotter, dass Alkoholsucht eine schwere Krankheit ist. Das Trinken und seine Folgen wurden mehr und mehr zu einem gesellschaftlichen Problem. In den USA mündete das sogar in die Prohibition. Von 1920 bis 1933 war dort der Verkauf von Alkohol verboten. Die erhoffte Wirkung blieb aus. Stattdessen blühte der Schwarzmarkt und machte Gangster wie Al Capone reich.
Ein totales Verbot ist also auch keine Lösung. Heute muss jeder selbst entscheiden, wie viel er bei welchen Gelegenheiten trinken möchte und wie er oder sie mit dem Alkohol umgeht
Autor: Andreas Kegel (BR)
Stand: 01.11.2019 15:09 Uhr