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Klamottenkonsum: Nachhaltig shoppen – so geht's!

Secondhand  – Schaufenster in Berlin
Unser Kleiderkonsum hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt.  | Bild: BR

Das Modegeschäft wird immer schnelllebiger. Bis zu 24 Kollektionen bringen große Ketten, wie Zara, Primark und H&M im Jahr auf den Markt. Und wir Deutschen kaufen und kaufen – im Durchschnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr! Das ist mehr als wir überhaupt nutzen können: Jedes fünfte Kleidungsstück in unserem Schrank tragen wir nie. Für die Umwelt sind diese Mengen eine Katastrophe: Die Produktion eines einzelnen T-Shirts verbraucht mindestens 2.000 Liter Wasser und setzt etwa 11 Kilo CO2 frei. Wie kommen wir also zu einem nachhaltigeren Konsumverhalten?

 Der Selbstversuch: Ein Jahr lang nur Secondhand einkaufen

Eine mit einem Hut schaut in einen Spiegel.
Doris Schoger hat den Selbstversuch gemacht. | Bild: BR

Doris Schoger liebt es, shoppen zu gehen, Konsumverzicht fällt ihr schwer. Trotzdem ist sie der Meinung, dass sich etwas ändern muss. Deshalb hat sie einen Selbstversuch gestartet: ein Jahr lang nur noch Secondhand-Klamotten einkaufen. Die Idee dahinter: Sie will Textilien wieder mehr wertschätzen, indem sie ihnen ein zweites Leben schenkt. Und sie will damit die Umwelt entlasten, denn natürlich ist es ressourcenschonender, Gebrauchtes weiter zu verwerten, als ständig etwas Fabrikneues zu kaufen. Bei ihren Secondhand-Einkäufen möchte sie zunehmend auf gute Qualität achten und darauf, dass die Stücke möglichst sozial und nachhaltig produziert wurden. Ihre Hoffnung: Wenn viele das so machen, dann wird in Zukunft vielleicht wieder weniger und vor allem weniger Ramsch produziert.

Kaufverhalten: das Schülerexperiment

Das hoffen auch die Designerin Anja Hirscher und ihre Kollegin Britta Stegen. Die beiden wollen herausfinden, ob sich Jugendliche dazu motivieren lassen, nachhaltiger zu shoppen. Dazu führen sie im Auftrag der Uni Ulm und der TU Berlin ein Experiment in Schulklassen durch. Jugendliche stehen besonders im Fokus der Fast Fashion-Industrie, denn sie sind in ihrem Kaufverhalten leicht zu beeinflussen. Genau das wollen auch die Forscherinnen nutzen. Sie konfrontieren die Schülerinnen und Schüler einer 11. Klasse der Friedrich List Schule Ulm mit den Folgen ihres Konsumverhaltens für die Umwelt. Sie bringen sie aber auch auf Ideen, wie es anders gehen könnte, etwa indem man aus alten Sachen etwas Neues schneidert, indem man Kleidertauschpartys veranstaltet oder ein Reparatur-Café eröffnet.

Die Schüler sollen sich für ein solches Projekt entscheiden und es über den Zeitraum eines halben Schuljahres ausprobieren. Denn für den Erfolg des Experiments, so die Überzeugung von Anja Hirscher und Britta Stegen, sei das eigene Erfahren zentral. Bei den Jugendlichen kommt das Projekt ziemlich gut an. Sie merken, dass sie mit ihrem Konsumverhalten eine große Verantwortung haben. Aber ob sie ihr Einkaufverhalten aufgrund des Kurses tatsächlich langfristig ändern werden, ist noch offen. Das Projekt wird noch einige Monate dauern.

Secondhand: Stetig wachsender Online-Markt

Anders sieht es mit dem Experiment von Doris Schoger aus. Das Jahr ihres Selbstversuchs ist fast um. Sie hat einerseits die vielen verschiedenen Secondhand-Läden Berlins kennengelernt, andererseits aber auch die vielen neuen Secondhand-Portale im Internet.

Dabei hat sie festgestellt: Viele der online-Anbieter betonen ihre angeblich so große Nachhaltigkeit. Dabei nutzen einige der großen Modeketten die neuen Plattformen aber auch, um ihre Retouren oder die eigene Überproduktion zu verkaufen. Außerdem versuchen sie mit dem Extra-Secondhandangebot, die Kunden noch stärker an die eigene Marke zu binden. Eine clevere Strategie, die den Konsum eher noch befeuert, als ihn einzudämmen. 

Sich auf dem stetig wachsenden Online-Markt mit schicker Secondhand-Mode zu versorgen, ist für Doris Schoger jedenfalls kein Problem. Sie shoppt noch immer viel. Aber sie verkauft jetzt ihre Fehlkäufe und Schrank-Leichen. Um die positive Umweltbilanz ihres Secondhand-Konsums nicht wieder zunichte zu machen, achtet sie darauf, dass die Transportwege der Pakete nicht zu lang sind. Alles in allem, so ihr Fazit, war der Selbstversuch für sie eine gute Erfahrung. Deshalb überlegt sie, auch im nächsten Jahr damit weiterzumachen.

Autorin: Sabine Frühbuss (BR)

Kontakt

Dr. Anja Hirscher
Universität Ulm
Institut für Nachhaltige Unternehmensführung
Helmholtzstr. 18
89081 Ulm
Telefon +49 (0) 731 50 323 62
E-Mail: anja.hirscher(at)uni-ulm.de
Instagram: @bntextillabor

TU Berlin
Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre
Marchstr. 23
10587 Berlin
Telefon: +49 (30) 314 73981
E-Mail: samira.iran(at)tu-berlin.de
Instagram: @bntextillabor

Stand: 11.12.2020 16:43 Uhr

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