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ZoomTown

Stau! Immer wieder Stau! Es ist kaum noch möglich, durch eine deutsche Großstadt zu fahren, ohne ständig im Stau zu stehen. Und dann kommt die Parkplatzsuche!

Und wer nicht mit dem Auto unterwegs ist, dem geht es kaum besser: Überall Abgasgestank, Lärm, und das Überqueren mancher, stark befahrener Straßen ist für Fußgänger ein riskantes Unterfangen.

Autofreie und menschliche Stadt

Der Architekt und Städteplaner Peter Haimerl wollte diese Situation nicht länger hinnehmen und suchte nach Alternativen. Er wollte diese Fragen lösen: Wie können wir mobil sein, ohne im Stau zu stehen? Wie befreien wir unsere Städte von den vielen parkenden und fahrenden Autos? Was kann man gegen die vielen Abgase tun?

Herausgekommen ist Zoomtown, Peter Haimerls Idee von einer besseren, menschlicheren Stadt. Die Autos hat er abgeschafft und sie durch sogenannte „Floater“ ersetzt. Das sind kleine, leichte, elektrobetriebene Fahrzeuge, die maximal 30 km/h schnell fahren. Für jeden Zweck und jeden Geschmack gibt es solche Geräte: z. B. ganz leicht und flexibel wie ein Segway. Das ist ein sich selbst balancierender Roller mit einer Radachse, der eine Person befördern kann.

Der "Floater" für die Kurzstrecke

Das ist ein fahrbarer Untersatz, auf dem eine Person stehen kann und der kaum mehr Platz braucht als ein Fußgänger. Ein „Floater“ kann aber auch aussehen wie ein kleines Auto, nur eben kleiner und leichter. "Ein Horror, von meinem schönen Auto in so eine Seifenkiste umzusteigen!" Das wäre sicher die Reaktion vieler Autofahrer beim Anblick eines "Floaters".

"Zoomliner" für den Fernverkehr

Peter Haimerl glaubt aber, dass er mit seinen kleinen Flitzern auch den passioniertesten Automobilisten überzeugen könnte, denn sein Zoomtown-Konzept umfasst noch mehr: Da gibt es auch noch den "Zoomliner". Das ist ein Hochgeschwindigkeitszug, in den jeder seinen Floater mit hineinnehmen kann – sozusagen das Fahrzeug im Fahrzeug. Darum ist es auch egal, wenn der Floater nur maximal 30 km/h schafft. Mit ihm muss man nur kurze Strecken fahren – bis zur nächsten Zoomliner-Station.

Haimerl will das Zoomliner-Netz so engmaschig knüpfen, dass keiner weiter als zwei Kilometer fahren muss, um eine Zoomliner-Station zu erreichen. "In Ballungsräumen ist das durchaus realistisch", meint Haimerl. Zwischen den Metropolen fahren die "Zoomliner" mit 400 km/h. Am Ziel ist jeder gleich wieder mobil, denn er hat ja seinen Floater mit dabei.

Straßen für Menschen

"Die Straßen gehören dann wieder den Menschen", ist Peter Haimerl überzeugt und er kommt bei den Gedanken an "Zoomtown" ins Schwärmen, "Auf den Straßen kann man sich wieder zu Fuß bewegen. Ohne Autos hat man Platz um Bäume zu pflanzen, Treffpunkte für Menschen zu schaffen, sogar Tiere könnten sich wieder frei bewegen."

Kommt der Wandel wirklich?

Aber so weit ist es noch nicht. "So leicht gibt die Menschheit das Auto nicht auf", glaubt der Mobilitätsforscher Oliver Schwedes. Er findet zwar auch, dass "Zoomtown" eine Alternative zu den modernen, verkehrsbelasteten Städten wäre, aber er hat Zweifel an der Bereitschaft der Menschen etwas zu ändern: "So lang die Politik sagt: So wie es läuft, so ist es eigentlich in Ordnung und der Leidensdruck nicht groß genug ist, wird das alles so weiter laufen, wie es ist. Wir werden uns immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um diese exzessive Form der Mobilität mit Autos, Straßen und Staus fortführen zu können." Der Mensch ist einfach ein Gewohnheitstier.

Autor: Arno Trümper

Stand: 11.05.2012 13:02 Uhr

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