Sa., 26.04.25 | 23:50 Uhr
Das Erste
Pfarrer Wolfgang Beck: Lächeln als religiöse Haltung
Was bleibt von diesem Tag übrig, woran werden wir uns später mal erinnern? Es war ein Tag, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, mit beeindruckenden Bildern der Papst-Beisetzung in Rom. Viele Einschätzungen und Deutungen zum Pontifikat und zu einem Mann, der fasziniert hat. Gerade auch seine bescheidene Lebensführung hat viele Menschen angesprochen. Und auch mit der Festlegung seines Begräbnisortes konnte er diesen Stil noch einmal etwas ausdrücken.
Da gibt es aber ein unscheinbares Detail, das ich bemerkenswert finde: Da war ein Mensch, der es verstand mit seinem Lächeln zu gewinnen und Situationen zu retten. Eine große Zugewandtheit gegenüber den Gesprächspartner:innen und auch in Austausch mit großen Gruppen.
Der wahnsinnigen Größe des Amtes und den riesigen Themen, der permanenten Beobachtung und der weltweiten Krisen konnte Papst Franziskus mit einem Schmunzeln die Schwere nehmen.
Wenn in der zurückliegenden Woche in den Kommentaren der neue Leitungsstil dieses Papstes gelobt und zugleich immer wieder die geringe Bereitschaft zu konkreten Entscheidungen kritisiert wurde, dann trifft vermutlich beides einen richtigen Punkt. Aber wirklich stilbildend könnte und müsste zwischen den vielen Despoten sein, Menschen anlachen zu können. Ich freue mich, dass ich ein wenig von diesen berührenden Begegnungen noch im Dezember erleben durfte. Mir ist das bei aller Schwere und aller Trauer des heutigen Tags wichtig.
Schon als junger Seelsorger stand ich bei Trauerfeiern und Beerdigungen immer wieder vor der Frage: Ist es erlaubt bei einer Beerdigung oder Trauerfeier zu schmunzeln? Oder empfinden die Angehörigen das vielleicht als unangemessen? Es gibt doch in jedem Leben auch komische Facetten. Und in manchen Familien kann in der Erinnerung an einen Angehörigen und an die komischen Episoden in der Familiengeschichte auch gelacht werden. Die komischen und humorvollen Facetten eines Menschen sind doch wie Edelsteine in einem Leben. Mit der Zeit habe ich gelernt, wie wohltuend es sein kann, mit Angehörigen auch schmunzeln zu können: über Marotten, die sich doch bei allen Menschen finden. Über Angewohnheiten, die auch mal ein bisschen schrullig und häufig gerade darin liebenswert sind. Das Schmunzeln ist befreiend. Es verbindet Menschen miteinander.
Wer im Erinnern lachen oder zumindest ein wenig schmunzeln kann, der schlägt all dem unerträglich Schweren im Leben einen Haken. Der sagt ohne Worte: Der Streit und die Fehler und das Bedenkliche sollen nicht das letzte Wort haben. Wer im ganzen Desaster, das das Leben manchmal sein kann, noch das Kuriose an uns Menschen bemerkt und die Kraft zum Schmunzeln findet, der sagt damit: Ich gestehe dem Dunklen und Schweren nicht zu, dass es triumphiert. Deshalb finde ich die Beobachtung so wertvoll, dass Papst Franziskus Menschen anlächeln und schmunzeln konnte. Dass er mit seinem Lächeln ausdrückte: Wir finden gemeinsam einen guten Weg. Vielleicht ist das auch für manche politische Krise hilfreich. Vielleicht auch für manche Krise im eigenen Leben.
Den Kardinälen würde ich gerne für das Konklave und die Wahl des neuen Papstes sagen: „Wählt bloß einen, der lächeln oder wenigsten herzlich schmunzeln kann – über sich selbst und das Leben.“ Denn darin liegt vermutlich die beste Form, den christlichen Glauben auszudrücken: Das Lächeln überwindet den Tod. Dafür danke, lieber Papst Francesco.