Interview mit Nicholas Ofczarek

Nicholas Ofczarek ist Robert Neder
Nicholas Ofczarek ist Robert Neder | Bild: NDR/ConradFilm, Bavaria Fiction 2020 / Christiane Pausch

Was macht das mit einem Menschen, wenn er fast 30 Jahre lang verdächtigt wird, seine Frau umgebracht zu haben?

Robert Neder ist in einer zwiespältigen Lage und in seinen Gefühlen hin- und hergerissen. Er hat Schuldgefühle, weil er diese Frau verlassen hat. Wenn er sie nicht verlassen hätte, wäre sie vielleicht noch am Leben. Diese Trennung und die neue Beziehung zu seiner Mitarbeiterin machen ihn für die Ermittler verdächtig. Ich glaube, dass es für jeden Menschen, der fälschlich beschuldigt wird, eine enorme Belastung ist. Bei Neder geht dieser Alptraum nie vorbei. 

Robert Neder benimmt sich seltsam unterkühlt. Ist das Hilflosigkeit oder Kaltschnäuzigkeit?

Er bleibt ein Rätsel, und das finde ich interessant. Ich habe mich gefragt, ob dieser Verdacht auf Fakten basiert, schließlich hätte er ein Motiv, oder ob sein Charakter ihn verdächtigt macht. Mal leidet er, mal wirkt er unberührt von dem Verschwinden seiner Frau. Man weiß nicht so recht, ob er ein liebevoller Vater und Ehemann oder eher ein überheblicher Mensch ist. Ist er involviert? Steckt er mit dem vermeidlichen wahren Killer unter einer Decke? Neder hat anders agiert, als man es vermutet. Er wirkt unbeteiligt, und das finden Außenstehende merkwürdig.  

Hätte er etwas anders machen können?

Das Schlimme ist, Neder kann machen, was er will. Er hat keine Chance, denn die Polizei hat sich auf ihn als Täter festgelegt. Wenn ich darüber nachdenke: Ich hätte in dieser Situation wahrscheinlich zunächst auch unbeteiligt reagiert und würde den Verdacht als absoluten Blödsinn von mir weisen.

In diesem Fall gab es noch einen anderen Verdächtigen. Hätte Neder nicht schnell entlastet werden können, wenn die Polizei dieser Spur nachgegangen wäre?

Das ist ein wahnsinnig interessanter und beunruhigender Aspekt der Geschichte. Es gab viele Hinweise auf den mutmaßlichen Mörder – ein Mann mit vielen verschiedenen Identitäten. Spätestens bei den Ermittlungen in seinem Haus hätte man die Verbindung zu den Doppelmorden im Wald und anderen Verbrechen herstellen können. Weil die Behörden Nachforschungen blockierten, wurde das Leben von Neder, die Beziehung zu seiner Tochter und zu der Familie seines Schwagers fast 30 Jahre lang überschattet. Neder kann den Verdacht nicht entkräften, und diese fortwährende Ohnmacht ist unerträglich.

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