Fiktionales Erzählen historischer Stoffe – Wie geht das?

Statement von Regisseur Roland Suso Richter

Rudolf Augstein und Conny Ahlers
Eine bewusste Entscheidung für starke perspektivische Veränderungen. | Bild: BR / Roland Suso Richter

»In den letzten zwei Jahrzehnten habe ich mehrere historische Filme realisiert (unter anderem. "Mogadischu", "Der Tunnel", "Dresden", "Die Bubi Scholz Story") und immer noch beschäftigt mich die Frage, wie es gelingen kann, historische Stoffe so zu erzählen, dass der Zuschauer mit Leichtigkeit in die Welt der Protagonisten eintauchen kann, ohne von der erdrückenden Last historischer Sets, historischer Fahrzeuge und historischer Requisiten erschlagen zu werden.

Meine Herangehensweise an die Umsetzung solcher historischen Stoffe fokussiert sich immer mehr auf folgende Punkte: eine sehr moderne und unkonventionelle Kameraführung, kombiniert mit einer unprätentiösen und spontanen Schauspielerführung. Für die Kameraarbeit (inzwischen immer mit zwei Kameras) bedeutet das: keine Wiederholungen, jeder neue Take soll anders gestaltet werden, eine bewusste Entscheidung für starke perspektivische Veränderungen bis hin zu wohlkalkulierten Achsensprüngen. Eine Prise Chaos, wie ich es gerne nenne, die das ordentlich ausgestattete Motiv ein wenig austricksen und damit in Teilen unsichtbar machen soll.

Für die Arbeit mit den Schauspielern, egal ob historisch oder modern, bedeutet das, einen sehr radikalen, aber lebendigen Weg zu gehen. Ich mache mich als Regisseur zusammen mit den Darstellern auf die Suche nach authentischen Momenten und spontanen Entscheidungen, die frei von meinem inszenatorischen Kalkül bleiben sollen. Im Grunde will ich die erste, ungefilterte Reaktion filmen und auf der Chipkarte konservieren. Mit viel Spaß und großer Begeisterung beobachte ich, wie dieses "Chaosprinzip" bei allen Beteiligten ein Höchstmaß an Konzentration und Kreativität freisetzt. Dafür möchte ich mich bedanken.«

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