Interview: Rachel Braunschweig als Staatsanwältin Anita Wegenast

Hält die Fäden in der Hand: Staatsanwältin Anita Wegenast (Rachel Braunschweig, li.), Tessa Ott (Carol Schuler, hinten)
Hält die Fäden in der Hand: Staatsanwältin Anita Wegenast. | Bild: ARD Degeto/SRF / Sava Hlavacek

Wer ist Anita Wegenast?

Anita Wegenast ist die respektierte und effektive Staatsanwältin bei der Fachgruppe "Leib und Leben". Sie gilt als belastbar und konfliktfähig. Dazu bringt sie starkes Durchsetzungsvermögen und absoluten Strafverfolgungswillen mit. Die Tatsache, dass sie manchmal eine etwas andere Art zu ermitteln hat, wird geduldet, weil sie beachtliche Erfolge damit vorweisen kann. Fast keine ihrer Anklagen wird abgelehnt. Ihre Devise lautet: hart, aber fair. Falls der Zweck die Mittel heiligt, setzt sie, sehr charmant, zuweilen auch etwas unkonventionellere Ermittlungstechniken ein.

Mit welchen Herausforderungen ist Anita Wegenast konfrontiert?

Wegenast ist eine etablierte Kraft an ihrer Position. In ihrem Umfeld gibt es allerdings zu Beginn des neuen Schweizer "Tatorts" personelle Umbrüche, die ihr einiges abverlangen. Bei der Personalwahl von Tessa Ott hat sie selbst maßgeblich die Strippen gezogen. Ihr Protegé spielt aber nicht ganz so nach ihren Regeln, und auch ihr Pendant auf Seiten der Polizei scheint ihrem Einfluss zu entgleiten. Gewieft, wie sie ist, behält sie die Fäden jedoch in der Hand und weiß, ihren Vorteil stets als den des anderen auszuweisen.

Was macht diesen neuen Schweizer "Tatort" besonders?

Neu ist, dass die Führungspositionen von drei Frauen besetzt sind, die man im Verlauf der Reihe immer besser kennenlernen wird. Bei allen Differenzen zwischen Wegenast und den Ermittlerinnen gibt es immer wieder Momente, in denen die drei als Team funktionieren. Wie in einem harmonischen Dreiklang bringt jede ihre Fähigkeiten ein, um im aktuellen Fall einen Schritt voranzukommen. Außerdem wird der neue "Tatort" einem Charakteristikum der Schweiz gerecht, indem er erstmals die Mehrsprachigkeit dieses Landes thematisiert.

Worauf dürfen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer freuen?

Auf ein erhöhtes Tempo, einen schrägen Humor, auf den neu gewählten Schauplatz Zürich und eine die Schweiz nicht verklärende "Swissness".

Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Ich hatte die Gelegenheit, mich mit drei sehr unterschiedlichen Staatsanwälten und Staatsanwältinnen unterhalten zu können. Ich durfte sowohl in der Staatsanwaltschaft als auch bei der Fachgruppe "Leib und Leben" reinschnuppern und alle meine Fragen wurden sehr ausführlich und mit viel Geduld beantwortet. Hinzu kam die intensive Rollenarbeit mit dem Coach Giles Foreman und dem gesamten Team.

Gibt es etwas, das Sie bei der Recherche zur Rolle bei der Polizei überrascht hat?

Überrascht hat mich die Tatsache, dass Staatsanwältinnen und Staatsanwälte in der Schweiz in einer leitenden Funktion die Ermittlungen führen. Als Staatsanwältin bin ich einerseits der Polizei gegenüber weisungsbefugt, ziehe andererseits aber bei den Ermittlungen mit ihr am selben Strick. So zum Beispiel legt Wegenast großen Wert darauf, zu einem möglichst frühen Zeitpunkt einen Tatort besichtigen zu können sowie erste Einvernahmen selbst durchzuführen.

Was bedeuten Ihnen die 1980er-Unruhen? Haben Sie einen Bezug dazu? Waren Sie mal bei einer Demo?

1980 war ich zwölf Jahre alt und lebte im beschaulichen Horgen. Ich erinnere mich an eine Situation: An diesem Tag kam ich in Begleitung meiner Mutter vom Einkaufen aus einem Geschäft am Bellevue und der ganze Platz war voller Rauch und bewaffneter Polizei, die Gummigeschosse und Tränengas abfeuerten. Wir flüchteten über die Seitengassen. Das war sehr beängstigend. Im Mai 1980 genehmigte der Zürcher Stadtrat 60 Millionen Franken für die Renovierung des Opernhauses. Gleichzeitig lehnte er die Forderungen nach einem autonomen Jugendzentrum (AJZ) ab. In meiner Erinnerung waren da viel Wut und kompromisslose Kampfbereitschaft der Jugendlichen zu spüren. Als angehender Teenager habe ich mich intuitiv gegen diese Ungerechtigkeit aufgelehnt. Später waren es dann vor allem die illegalen Partys, an die ich mich gut erinnere. Oder, dass immer wieder neue Lokalitäten aufpoppten, nachdem die Polizei wieder mal einen Keller geräumt hatte. Alles in allem eine wichtige und wilde Zeit.

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