So., 19.11.23 | 23:35 Uhr
Das Erste
Druckfrisch-Musiker: Hochzeitskapelle
Zum zweiten Mal schon ist die allgemein als "weltallerbeste" titulierte "Hochzeitskapelle" im November 2023 unser Musiker, das heißt unsere "Kapelle des Monats". Grund dafür: im Dezember erscheinen unter dem Titel "Orchestra in the Sky" gleich drei Platten der Combo, die sie mit Musikern aus dem japanischen Independent Untergrund in Tokyo und Kobe aufgenommen haben. Am "tiny desk" ihres Lieblingsplattenladens spielen sie den "Poisong", eine Komposition der japanischen Band "Tenniscoats" mit denen die "Hochzeitkapelle" eine transkontinentale Freundschaft verbindet. "Rumpeljazz" nennen die Fünf ihre stets unverstärkt und unverschämt direkte Musik. Ihr Ziel ist nichts weniger als den Geist der Musik den geistlosen Arenen, der digitalen Perfektion und den Downloadplattformen wieder zu entreißen. Heldenhaft.
Ein Liedchen mit ähnlichem Spirit, allerdings ein Welthit hatte die Sendung eröffnet: Graham Nashs Cocooning-Hippie-Hynme "Our House". Sie entstand als er mit seiner damaligen Freundin Joni Mitchell in einem Häuschen im Laurel Canyon (LA) lebte, wo unter anderem (!) auch Neil Young, Frank Zappa, Jim Morrison, Orson Wells und Roger McQuinn wohnten: Beide, also der Ex-Hollies-Sänger Graham aus England und die Kanadierin Joni hatten sich am Vormittag am nahegelegenen Ventura Boulevard eine billige Vase gekauft, die sich bald als lebenslanger Glücksgriff entpuppen sollte. Graham hatte ein Feuer angemacht, Joni war hinaus in den Garten gegangen, wo die beiden Katzen spielten, um Blumen für die Vase zu pflücken und als sie zurückkam, hatte Graham Nash am Klavier das schon Lied fast fertig, von dessen Erträgen er heute noch ganz gut leben kann. Herzalerliebst.
Weil in "druckfrisch" musikalisch immer alles passieren kann spielen wir dazwischen konzeptionellen Minimal-Techno von Alva Noto, aka Carsten Nicolai. "Uni Blue" von der LP "Uniequav" der Platten-Trilogie "Uni". Man merkt: selbst hinter so minimaler Musik kann ein maximales Gedankengebäude stecken. Groß.
Tief in die Funk-Kiste greifen wir zu den Wimmelbild-Straßenszenen aus NYC. Wir gestehen uns - auch wenn inhaltliche Bezüge zu den Interviews eigentlich ideologisch in unserer Sendung verboten sind -, dass der Titel "A Real Mother For Ya" von Johnny Guitar Watson uns doch einfiel, als wir oben auf einer Terrasse über der 2nd Avenue (Ecke St Marks Place) der wunderbaren Kate Zambreno zuhörten. Verboten, aber gut.
Und am Ende machen wir noch die Doo -Wop Kiste auf: Kennt noch jemand die Mello-Kings? Fünf Herren, die in den 50iger-Jahren Namen trugen wie Larry Esposito, Neil Arena, Eddie Quinn oder die "Brothers" Scholl. Eigentlich hießen sie die "Mellotones", aber als sie mit "Tonite Tonite" (in dieser falschen Schreibweise) im Jahr 1957 ihren Hit hatten, gab es schon eine andere (heute noch vergessenere) Gruppe dieses Namens. Angeblich treten die MelloKings als ältere Herrschaften heute noch in Casinos und Theatern auf, obwohl die meisten der Mitglieder längst verstorben sind. Und weil sie diesmal eine Büchersendung ausklingen lassen, sei n och erwähnt, dass as Gründungsmitglied Neil Arena im letzen Jahr sogar ein ganzes Buch über dieses Lied geschrieben hat: "Tonite Tonite; the Story Of The Original Mello-Kings".
Titel | Interpret | |
---|---|---|
Our House | Graham Nash | |
Uniblu | Carsten Nicolai | |
Poisong | Takashi Ueno | |
A Real Mother For Ya | John Watson | |
Tonight Tonight | Billy Myles |
Stand: 19.11.2023 17:00 Uhr
Kommentare