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Peru: Expedition in den Manu-Nationalpark

PlayZwei große Vögel fliegen über ein Gewässer und einen Wald
Peru: Expedition in den Manu-Nationalpark | Bild: picture alliance / Prisma | Heeb Christian

Wir begleiten Christof Schenck, Chef der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft, auf eine Expedition in eine der abgelegensten Ecken der Welt, den Manu-Nationalpark. Seit Jahrzehnten unterstützen die Frankfurter den Schutz des Regenwaldes. Zum 50. Geburtstag des Parks, wollen sie nachschauen, wie geht’s der Natur?

Nach fünf Stunden Bootsfahrt kommen wir an einen Altarm des Manu. Schnauzbärtige Genossen recken ihre Köpfe aus dem Wasser: Riesenfischotter. Als junger Biologe hat Christof Schenck drei Jahre hier gelebt, um sie zu erforschen. Fast überall auf der Welt sind sie ausgestorben.

Großer Artenreichtum

1030 Vogelarten, eine gigantische Vielfalt an Insekten – der Manu gilt als eines der artenreichsten Gebiete der Welt. Deshalb unterstützt die deutsche Gesellschaft hier die Überwachung des Parks. Große Säugetiere finden sich im Regenwald kaum, auch die Affen sind eher klein. Und die dünne Humusschicht taugt nicht für Ackerbau. Wie können hier eigentlich Menschen leben?

Eine ganze Tagesreise flussaufwärts treffen wir Indigene vom Stamm der Matsiguenga. Lila Chiqueti fischt mit einfachsten Mitteln, und die Ausbeute ist mager. Sechs Kinder hat die 37-jährige zu ernähren: Fischen, Wäsche, Essen zubereiten; ihr Mann geht auf die Jagd: "Ich weiß nicht, wie ich woanders leben könnte. In der Stadt gibt dir ja niemand Geld, um Essen zu kaufen. Hier kann ich fischen, baue ein bisschen Yucca an und das ist unser Land hier."

Doch Tayacome ist ein Dorf, das es eigentlich nicht geben sollte: Eine bizarre Mischung aus modernem Plastikmüll, Armut und jahrhundertealten Traditionen. Napoleon heißt der Mann, der sein Palmblätterdach repariert. Halbnomaden sind sie schon lange nicht mehr. In den 1950er Jahren haben Missionare ein paar Matsiguenga sesshaft gemacht und die Bevölkerung begann zu wachsen. Inzwischen leben 270 Menschen hier – viel zu viele eigentlich.

Zuhören, hinsehen und helfen

Christoph Schenck und sein Team sind gekommen, um ihnen zuzuhören: "Wir haben keine Jobs für unsere jungen Leute", klagen die Matsiguenga. Es fehlt an Vielem. Finanzhilfe aus Deutschland gibt es für Krankentransporte, einen Lehrgarten, Unterrichtsmaterial. Der peruanische Staat gibt gerade mal eine Mahlzeit für die Kinder aus. Sie leiden an Mangelerscheinungen. Die dünne Fertigsuppe gefällt Schenck nicht: da ist viel zu wenig Calcium drin.

Jesus ahmt einen Affenruf nach. Die beiden Jäger aus dem Dorf sind auf der Suche nach Makisapa, Klammeraffen. Affenfleisch ist eine wichtige Proteinquelle für die Matsiguenga. Da sie im Naturschutzgebiet sind, dürfen sie nur mit Pfeil und Bogen jagen. Doch weil sie schon so lange sesshaft sind, ist die Dorfumgebung leergejagt. Das Team der Naturschützer überwacht, wie stark die Matsiguenga ihre Jagdzone ausweiten. Denn: Je stärker die Bevölkerung wächst, desto mehr Tiere werden gejagt und desto mehr Regenwald wird für den Ackerbau gerodet – ein Dilemma für den Naturschutz.

Etwa 700.000 Euro investiert die Frankfurter Zoologische Gesellschaft heute jährlich an eigenen und Geldern der Bundesregierung in den Manu-Park, einen Teil davon in ein Internat für die Matsiguenga-Kinder. In Boca Manu, am südöstlichen Ende des Parks sehen wir fröhliche und gut ernährte Jugendliche. Bildung und Workshops sollen ihnen andere Lebensperspektiven eröffnen, Naturschutz gehört auch dazu.

Autorin: Ute Brucker, ARD Rio de Janeiro

Stand: 04.06.2023 19:29 Uhr

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Bayerischer Rundfunk
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