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Empfehlung Denis Scheck: "Vollblutpferde" von John Jeremiah Sullivan

Playdruckfrisch Denis Scheck empfiehlt "Vollblutpferde"
Empfehlung Denis Scheck: "Vollblutpferde" | Video verfügbar bis 11.12.2025 | Bild: WDR

Ich möchte Ihnen ein Buch empfehlen, das von einem Pferd, einem Menschen und von der Schönheit handelt. Das Pferd heißt Secretariat. Der Mensch ist der Vater des Autors John Jeremiah Sullivan, ein amerikanischer Sportreporter. Nach einer schweren Herz-OP quasi auf dem Totenbett erklärt er seinem Sohn: "Ich war bei Secretariats Derby – im Jahr, bevor du auf die Welt gekommen bist. Das war einfach … pure Schönheit, weißt du?" John Jeremiah Sullivans "Vollblutpferde" ist der Versuch einer nachgetragenen Liebeserklärung: an das legendärste Rennpferd der Welt. An seinen Vater – und an die Schönheit.

Das Derby, von dem die Rede ist, ist das Kentucky Derby 1973. Das Ausnahmepferd Secretariat sollte in diesem Jahr zum sogenannten Triple-Crown- Sieger werden, indem Secretariat auch die Preakness Stakes und die Belmont Stakes gewann – letzteres mit einem überirdischen Vorsprung von 31 Längen auf den Zweitplatzierten, der aber unfassbarerweise ebenfalls Streckenrekord lief. Die Rekorde von Secretariat halten bis heute. Secretariat ist so eine Art Muhammad Ali der Pferde. Athletische Vollkommenheit gepaart mit Eleganz und Intelligenz.

Nun belässt es John Jeremiah Sullivan in "Vollblutpferde" aber nicht mit einer Feier dieses Wunderpferds. Er analysiert vielmehr das prekäre Verhältnis von Mensch und Pferd, verschweigt auch nicht die Schattenseiten: etwa die 30.000 Pferde, die die 17. Armee 1944 bei Ihrem Rückzug von der Krim an der Bucht von Sewernaja brutal abschlachtete, um sie nicht dem Feind in die Hände fallen zu lassen. Sullivan besucht selbst das Kentucky Derby, analysiert den im Reitsport grassierenden Rassismus, beschreibt das Auftreten der arabischen Scheichs, die dort auf die Südstaaten-Dandys treffen.

Und immer wieder spürt er dem Pferd in der Literatur nach und zitiert etwa Mark Twain, der schrieb: "Wüssten die Pferde von ihrer Kraft, würden wir nicht mehr reiten." John Jeremiah Sullivans "Vollblutpferde" ist wie Secretariats Wunderlauf pure Poesie. Also vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue, und lesen Sie John Jeremiah Sullivans "Vollblutpferde", erschienen in der deutschen Übersetzung von Hannes Meyer in der Bibliothek Suhrkamp.

John Jeremiah Sullivan: "Vollblutpferde (Suhrkamp)

Stand: 15.04.2023 23:38 Uhr

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