SENDETERMIN So., 31.10.21 | 23:35 Uhr | Das Erste

Denis Scheck kommentiert die Top Ten Sachbuch

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10) Eckhart von Hirschhausen: "Mensch Erde! Wir könnten es so schön haben"

Bücher zum Klimawandel sind mittlerweile Legion, und angesichts der Stapel in den Buchhandlungen muss man fragen, ob nicht auch die Herstellung und das Bedrucken von Papier CO-2-Emissionen freisetzt. Doch zu einer anderen Welt gelangen wir erst mit einem anderen Bewusstsein. Und Bücher sind nach wie vor die geeignetsten Instrumente, um einen solchen Bewusstseinswandel auszulösen. Also meinetwegen auch dieses.

9) Joe Miller, Uğur Şahin, Özlem Türeci: "Projekt Lightspeed"

Joe Miller ist politischer Korrespondent der Financial Times in Frankfurt. In "Projekt Lightspeed" erzählt er von der ersten Seite an packend und anschaulich, wie das Forscherpaar Özlem Türeci und Uğur Şahin in Mainz den Biontech-Impfstoff entwickelten. Entstanden ist dabei erstaunlicherweise kein oberflächlicher Schnellschuss , sondern für mich das Wissenschaftsbuch des Jahres.

8) Andreas Wolfers und Boris Herrmann: "Allein mit Himmel und Meer"

Eine Gesellschaft ohne Schiffe ist eine Gesellschaft ohne Träume, wusste der französische Philosoph Michel Foucault. Boris Herrmann erfüllte sich seinen Traum, einmal am härtesten Segelrennen der Welt teilzunehmen, der Vendee Globe. Nach 80 Tagen als Einhandsegler rund um die Welt war der Sieg zum Greifen nah, am Ende wurde er Fünfter. Wie das kam, erzählt er in diesem nicht nur für Segler spannenden Buch.

 7) Harald Welzer: "Nachruf auf mich selbst"

Unser Kultur fehlt ein Konzept des rechtzeitigen Aufhörens. Wie das aussehen könnte, entwickelt der Soziologe Harald Welzer in diesem scharfsinnigen, persönlichen und gleichzeitig angenehm wissensprallen Buch: "Der Schluss muss vor dem Ende gedacht werden", so Welzer.

 6) Johannes Krause und Thomas Trappe: "Hybris"

"Dieses Buch …", schreiben der Evolutionsanthropologe Johannes Krause und der Wissenschaftsjournalist Thomas Trappe, "ist eine Erzählung über eine ganz besondere Tierart, die durch das Zusammenspiel unzähliger Zufälle in mörderischem Tempo an die Spitze der Evolution vorstieß, um schließlich den Planeten bis in die letzten Winkel zu beherrschen und an den eigenen Bedürfnissen auszurichten." Ein Werk über uns, aus dem sich Orientierung gewinnen lässt – schließlich kann nur, wer weiß, woher wir kommen, auch darüber nachdenken, wohin wir gehen.

 5) Dr. med Anne Fleck: "Energy!"

Anne Fleck empfiehlt sehr vernünftige Dinge: abends einen Einschlaftee trinken, das Handy öfters in den Flugmodus stellen, Waldbaden, Kältesauna, Sex, öfters Lachen oder Seil- oder Trampolinspringen. Bloß ist die schwammige Diagnose "Energiemangel", für die sie mit diesem Buch eine Therapie zu entwickeln sucht, natürlich eine reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme beschäftigungsloser Mediziner.

4) Laura Malina Seiler: "Zurück zu mir"

Laura Malina Seiler ist eine sehr erfolgreiche Esoterik-Abzockerin, deren Coaching-Seminare und Podcasts ein großes Publikum erreichen. Nun weitet Seiler ihr Geschäftsfeld auf die Prosa aus mit Blubberlutsch-Sätzen wie: "Es ist dein Verstand, der wie eine Mauer zwischen Dir und Deinem Herzen steht." Laura Marina Seiler schreibt wie die kleine Schwester von Paulo Coelho, und genau wie dieser vermarktet sie ihre Kalenderweisheiten in Geschichten von unfassbarer Naivität und Dämlichkeit.

 3) Dr. med. Marianne Koch: "Alt werde ich später"

"Vor ein paar Jahren starb mein sehr geliebter Lebensgefährte", schreibt Marianne Koch in ihrem Buch, das die Frage adressiert, wie man mit solchen Schicksalsschlägen zurechtkommt und gut altert. Ihr beherzigenswertes Fazit; "Jugendlichkeit und Zufriedenheit älterer Menschen scheinen in hohem Maß  davon abzuhängen, ein aktives Leben zu führen und Perspektiven für die Zukunft zu entwerfen."

 2) Hape Kerkeling: "Pfoten vom Tisch!"

Natürlich geht die Gleichung auf, dass ein Buch über die Katzen seines Lebens aus der Feder eines sympathischen deutschen Fernsehstars einen sicheren Bestseller ergibt. Aber Kerkelings Einsichten zur Familie Felidae sind überschaubar, das Buch additiv und irgendwie zusammengekleistert, und falls sie sich wirklich für Katzen interessieren, sind Sie bei T.S. Eliots "Old Possum’s Book of Practical Cats" oder Michael Köhlmeier "Matou" besser aufgehoben.

 1) Elke Heidenreich: "Hier geht’s lang!"

Elke Heidenreich, die sich nicht als Literaturkritikerin bezeichnen lassen möchte und ihrer Bühnenfigur, der Metzgersgattin Else Stratmann, immer ähnlicher wird, ist ja neuerdings sehr damit beschäftigt, zu entscheiden, wer hierzulande sprechen darf und wer nicht. In dieser autobiographischen Schnurren-, aber auch Stilblütensammlung verblüfft sie nun mit einer Kritik am Internet und seinen Nutzern: "Was nützt das Surfen im Internet, wenn sich keine Zusammenhänge herstellen lassen, die das Netz des Wissens in einen tragfähigen Boden verwandeln?", fragt Heidenreich. Die Antwort auf diese Fragen kennt wohl nur der Wind.

Stand: 31.10.2021 23:35 Uhr

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