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Die Filmfestspiele Cannes

PlayEin Mann auf dem roten teppich
Die Filmfestspiele Cannes | Video verfügbar bis 21.05.2024 | Bild: BR

Alles neu. So viele Regisseurinnen wie noch nie an der Croisette. Herrlich. Nun ja. Es ist die 76. Ausgabe des Filmfestivals von Cannes und passend zum Jahrgang setzt das Festival auf die alten Recken. Zugkräftig, aber im Rentenalter. Zur Eröffnung "Bad Boy" Johnny Depp.

Harrison Ford: 80 und kein bisschen hüftsteif

Und als Actionstar: Harrison Ford, 80 Jahre jung, zurück als Indiana Jones. "Dies ist der letzte Indiana Jones-Film. Für mich zumindest. Daher hat es mich interessiert, wie sich die 40 Jahre seit dem ersten Film auf die Figur ausgewirkt haben. Wie geht ein Indiana Jones mit dem Alter um, wenn die Kräfte nachlassen?" 

Ein Mann gibt ein TV-Interview
Hollywood-Legende Harrison Ford | Bild: BR

Der fünfte Teil der Abenteuer-Saga spielt 1969, kurz nach der Mond-Landung. Archäologie-Professor Jones dümpelt der Rente entgegen und dem nächsten Glas Scotch. Doch böse Buben schicken Indy in den Unruhestand. Undercover-Agenten und Altnazis jagen ihn und ein wertvolles Artefakt, das Rad des Schicksals. "Solche Dreharbeiten zehren an den Kräften. Phoebe dagegen konnte von den Actionszenen gar nicht genug kriegen", sagt Harrison Ford. "Ich habe es geliebt. Du hast dich an der Schulter verletzt, bei der Prügelei mit einem Nazi", lacht Phoebe Waller-Bridge. "Das musste eben sein", grummelt Ford.

Abgesang auf eine Filmikone

Poster Filmfestspiele Cannes 2023
Filmfestspiele Cannes 2023 | Bild: Jack Garofalo Paris Match Scoop

Das Ergebnis kommt alles andere als hüftsteif daher, sondern ist so überdreht wie kurzweilig. Nach Steven Spielberg sitzt nun James Mangold auf dem Regiestuhl und hat die Essenz dieses sehr menschlichen Helden erfasst. "Indiana Jones hat viele Talente, aber vor allem hat er: unfassbares Glück", sagt Regisseur James Mangold. "So wie Buster Keaton oder auch Bugs Bunny. Er schafft es immer aus den brenzligsten Situationen zu entkommen."

Hut, Lederjacke und Peitsche. Dieser Abgesang auf eine Filmikone brachte gute Laune und Tempo nach Cannes.

Wim Wenders' Film über Maler Anselm Kiefer

Für Entschleunigung sorgt er: Wim Wenders zeigt einen Dokumentarfilm über Anselm Kiefer. Wobei: Dokumentarfilm ist fast der falsche Begriff. "Anselm", gedreht in fantastischen 3D-Bildern, ist eher ein immersives Filmerlebnis, das eintaucht in die Kunst und die riesigen Ateliers des Malers und Bildhauers. Anselm Kiefer – wie Wenders Jahrgang 1945 – arbeitet sich immer wieder an der deutschen Vergangenheit ab.

Ein Mann mit Fliefge auf dem Roten Teppich
Regisseur Wim Wenders | Bild: BR

In vielen Supertotalen schafft es Wenders die Größe und zugleich die Radikalität dieses Werkes spürbar zu machen. "Ich liebe Totalen im Film", sagt Wenders. "Ich finde, dass sind die schönsten Momente in jedem Western, wenn man die große Landschaft sieht und die kleinen Menschen drin. Inzwischen ist das selten geworden. Man sieht kaum noch Filme, in denen richtige Totalen vorkommen. Es ist alles für die kleineren Screens gemacht. Ich finde das unerträglich. Deswegen bin ich froh, dass ich in dem Film auch ein paar Totalen drehen konnte. Weil auch viele seiner Arbeiten nur in Totalen in eine Film passen."

Keine klassischen Interviews. Stattdessen setzt "Anselm" auf assoziative Montagen, und baut so einem der bedeutendsten deutschen Gegenwartskünstler ein besonderes Denkmal.

Große Stars und viele alte Cannes-Darlings

Der diesjährige Wettbewerb um die Goldene Palme ist vielversprechend gestartet. Unter anderem mit Regie-Altmeister Hirokazu Kore-eda und seinem japanischen Drama "Monster". Ein zutiefst humanistischer Blick auf ein mögliches Schulmobbing, erzählt aus mehreren Perspektiven: der Mutter, der Kinder und der Lehrer. Geheimnisse und gesellschaftlicher Druck machen Menschen zu Monstern.

Ein Mann gibt ein TV-Interview
Regie-Altmeister Hirokazu Kore-eda  | Bild: BR

Kore-eda zeigt, wie Gerüchte entstehen, die plötzlich als Fakt gelten. Wie Vorurteile die Wahrnehmung verzerren. Wie das Verständnis füreinander schwindet. "Wer sind die eigentlichen Monster?", fragt Regisseur Hirokazu Kore-eda. "Die Antwort muss das Publikum in sich finden, in den eigenen Erinnerungen: Wo habe ich mich falsch verhalten oder gar monströs, voller Vorurteile gegenüber anderen?"

Bis zum kommenden Samstag läuft der Wettbewerb um die Goldene Palme, mit großen Stars und vielen alten Cannes-Darlings. Es bleibt spannend.

Autor: Florian Kummert

Stand: 21.05.2023 21:01 Uhr

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Bayerischer Rundfunk
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