So., 05.10.25 | 23:05 Uhr
Das Erste
Wenn Dreistigkeit zur Kunst wird: Jagd auf den "talentierten Mr. F."
Zwei Studenten jagen den Mann, der ihren Animationsfilm stahl
„Butty“ ist an sich ein liebenswerter Haushaltsroboter, aber wohl nicht ganz perfekt programmiert, weshalb ihm einiges misslingt. Sehr zum Ärger der Hausbesitzerin.
"Butty": Animationsfilm über Hausroboter

Erfunden hat ihn Julius Drost (in mehr als 1.500 Arbeitsstunden). Mit seinem ersten Animationsfilm will er den Berufseinstieg als 3D-Artist schaffen. Aber dann kommt alles anders.
Der Filmproduzent Cristopher Zwickler erinnert sich an den Notruf von Drosts Kollegen, Moritz Hennemann: "Er hat mich angerufen, war vollkommen aufgelöst und hat gesagt: 'Chris, du kannst nicht vorstellen, was passiert ist: Unser Film wurde geklaut.'" Hennemann hatte die "Butty"-Geschichte gemeinsam mit Drost entwickelt hat.
Filmraub via Youtube
Aber wie klaut man einen Film? Zunächst einmal stellen die beiden Filmstudenten ihr 7minütiges Kunstwerk – für alle Welt sichtbar – auf YouTube ins Internet. Es gab immerhin 40.000 Aufrufe und viele Kommentare, erinnert sich Henneberg. Sie entscheiden sich, den Film offline zu stellen, um damit auf Festivals zuzugehen.

Zu spät. Als sich die beiden bei internationalen Festivals anmelden, müssen sie erfahren, dass ihr Roboter bereits für Furore gesorgt hat. Ihre Recherchen ergeben: Ein gewisser Samuel Felinton lässt sich für das "Masterpiece", das besser sei als "Toy Story", feiern. Auf die Frage, was er jungen Zuschauern raten würde, die ihren Traum verwirklichen wollen, meint er in einem TV-Gespräch zur Moderatorin: "Ich würde sagen, probiert es aus. Filmemachen lernst du nur, in dem du einen machst, in dem du es versuchst."
Ihre Recherche haben die beiden Filmemacher in einer Doku festgehalten, die jetzt unter dem Titel "Der talentierte Mr. F." in der ARD Mediathek zu sehen ist. Zuvor hatten sie feststellen müssen, dass der Rechtsweg so langwierig wie teuer und nicht zwingend erfolgreich sein würde.
Suche nach dem Filmdieb führt in die USA
So beschließen die beiden, sich ihr Werk selbst zurückzuholen. Die Doku zeigt eine Reise ins Ungewisse. Sie führt nach Morgantown in West Virginia, USA. Zu Samuel Felinton, dem selbst ernannten Regisseur von "T130".

Ein amerikanischer TV-Journalist dient als Lockvogel. Er gibt vor, er wolle einen jungen erfolgreichen Filmemacher porträtieren. Der 20-Jährige Felinton hat nichts dagegen, sich in seinem Ruhm bestätigt zu wissen.
Filmproduzent Christopher Zwickler betont, dass es bei dem heiklen Projekt nicht um Demontage gehen sollte: "Klar, er hat was Falsches getan, gleichzeitig möchte man ja das Leben dieses jungen Menschen auch nicht zerstören. Das war uns unglaublich wichtig. Wir wollten auch, dass er sich öffnen kann für diesen Film. Und um das herzustellen, mussten wir sehr vorsichtig sein, psychologisch genau gucken, wie könnte er reagieren."
Spannende Doku über heikle Mission in der Mediathek
So spielte das Team mögliche Reaktionen auf die erste Begegnung durch. Als es dann dazu kommt, fällt die doch überraschend aus, wie Zwickler berichtet: "Samuel hat sofort eingestanden, dass er diesen Film geklaut hat." Dass aber von einem Schuldbewusstsein, einer Reue bei ihm rein gar nichts zu spüren gewesen sei, sei dann doch sehr unbefriedigend gewesen.

"Und dann hat der Regisseur Igor Plischke ein ganz langes, sehr intensives und auch sehr emotionales Interview mit Samuel geführt. Und Igor hat es geschafft, diesen Menschen quasi zu öffnen."
Beide kommen auf sein Motiv zu sprechen: "Es leben Milliarden Menschen auf der Welt, aber zu sterben und niemand kennt deinen Namen, das ist krass. Ich muss echt weinen, das ist krass. Es ist verrückt, es ist meine größte Angst."
Aus "T130" ist wieder "Butty" geworden, die Festivalpreise für den Film stehen inzwischen in Berlin. Der Filmdieb wurde nicht bestraft, aber überführt. Aus dem angeblich so talentierten Mr. Felinton ist eine traurige Berühmtheit geworden.
Autor: Lutz Pehnert
Stand: 05.10.2025 22:49 Uhr
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