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Tops und Flops

Tops und Flops | Video verfügbar bis 07.09.2027 | Bild: Filmfestspiele Venedig
Szene aus "Frankenstein"
Szene aus "Frankenstein" | Bild: Filmfestspiele Venedig

Können wir die Monster beherrschen, die wir erschaffen? Oder werden sie uns zerfleischen? Und wer überhaupt ist das Monster? Der Schöpfer oder seine Kreatur. Im Film „Frankenstein“ werden diese Fragen gestellt. „Ich wurde sehr katholisch erzogen“, sagt Regisseur Guillermo del Toro. „Aber ich habe nie richtig verstanden, was Heilige eigentlich sind. Doch als ich Boris Karloff auf der Leinwand gesehen habe, dachte ich, so sieht ein Messias aus.“ Grundlegende Fragen stellt dieser Film – der ein wenig zu viel will, doch immerhin opulentes Candy-Kino bietet.

Szene aus "Der Fremde"
Szene aus "Der Fremde" | Bild: Filmfestspiele Venedig

Ein Mann beerdigt seine Mutter und geht anschließend ins Schwimmbad. Meursault, dieser Mann, ist „Der Fremde“. Das berühmte Frühwerk von Albert Camus. Meursault ist ein introvertierter, gefühlskalter Mensch. Als er später einen Araber erschießt, wird er weniger wegen der Tat, sondern wegen seiner Weltanschauung zum Tode verurteilt. Warum François Ozon diesen Klassiker 2025 verfilmt, erschließt sich nicht ganz. Immerhin: der Film sieht großartig aus, und vermittelt die fiebrig-flirrende, latent bedrohliche Atmosphäre Algiers.

Paolo Sorrentino und Toni Servillo
Paolo Sorrentino und Toni Servillo | Bild: BR

Und nun: Zwei Löffel Überdruss. Paolo Sorrentino verbindet Grund-Grant mit großer Eleganz. Sein Alter Ego Toni Servillo hat für ihn bereits Andreotti und Berlusconi verkörpert. In „La Grazia“ spielt er jetzt den namenlosen Präsidenten Italiens. Der Präsident ist ein prinzipientreuer Mensch – bis hin zur Erstarrung. „Beim Thema Sterbehilfe und der Frage, wie man dann mit seinem Leben umgeht, geht es nicht mehr nur ums Leben“, sagt Regisseur Paolo Sorrentino. „Denn für diejenigen, die fragen, wie sie mit ihrem eigenen Tod umgehen sollen, ist das Leben eine Art Schein.“ So, so. Natürlich ist der Moralist nicht einverstanden. Und mit all seiner Strenge zerstört er auch sein eigenes Leben. Er vermisst seine verstorbene Frau. Und ist immer noch eifersüchtig. Darstellerpreis - endlich - für Toni Servillo.

Szene aus "The Voice of Hind Rajab"
Szene aus "The Voice of Hind Rajab" | Bild: Filmfestspiele Venedig

Kaum ein Film hat so polarisiert wie „The Voice of Hind Rajab“. Der Film spielt in einer Zentrale des Roten Halbmonds. Es geht um Hind Rajab. Ein fünfjähriges Mädchen, das von der israelischen Armee getötet wird. Ergreifendes Kammerspiel über die Verzweiflung der Helfer? Oder schlicht: Propaganda? „Jeder Film ist die Propaganda seines Machers, seiner Macherin“, sagt Regisseurin Kaouther Ben Hania. „Denn was wäre denn das Gegenteil von Propaganda? Ohne Mitgefühl sein? Das ist unmöglich im Kino.“ Der Film erhält den Großen Preis der Jury. Das ist nachvollziehbar. Und doch, macht man sich frei von all dem Grauen: rein filmisch ist das doch reichlich hölzern.

Szene aus "No Other Choice"
Szene aus "No Other Choice" | Bild: Filmfestspiele Venedig

Die Amerikaner sagen, wenn man gefeuert wird, wird man gelöscht. In Korea sagt man: Kopf ab! Man soo verliert seinen Job und stürzt in eine existentielle Krise. Er findet keinen adäquaten Ersatz. Als er bei einem Bewerbungsgespräch gedemütigt wird, beschließt er, seine Mitbewerber aus dem Weg zu schaffen. Die Krimi-Satire „No other choice“ bietet allerlei Slapstick mit Pennäler-Humor. Das wäre nicht der Rede wert. Enervierend ist, dass Regisseur Park Chan-wook noch in den schlappsten Scherz derart verliebt ist, dass er ihn ewig ausstellt. Das ist gar nicht witzig.

Autor: Lars Friedrich

Stand: 07.09.2025 20:17 Uhr

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Bayerischer Rundfunk
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