SENDETERMIN So., 15.10.23 | 23:20 Uhr | Das Erste

Filmdoku "Breaking Social"

Warum wir uns die Reichen nicht mehr leisten können

PlayFilmdoku "Breaking Social". Still: Zwei Demonstrantinnen beim Protest für Frauenrechte am 8. März 2019 in Santiago de Chile
Warum wir uns die Reichen nicht mehr leisten können | Bild: mindjazz pictures

Wer viel und hart arbeitet, wird reich belohnt. Wer sich an die Regeln hält und Leistung erbringt, dem wird es gut gehen. Dieses Versprechen ist die Grundlage unseres Gesellschaftsvertrags. Die meisten von uns sind damit aufgewachsen. Nicht nur in Amerika, wo angeblich jeder vom Tellerwäscher zum Millionär werden kann, sondern auch bei uns. Die Realität sieht allerdings anders aus. Weltweit werden Menschen und Ressourcen ausgebeutet – zum Wohle der Reichen und zum Elend der Armen. Der preisgekrönte schwedische Regisseur Fredrik Gertten hat darüber den Film "Breaking Social" gedreht. ttt hat ihn in Malmö getroffen. Am 26. Oktober kommt sein Film in die deutschen Kinos.

Gebrochenes Versprechen

Regisseur Fredrik Gertten
Regisseur Fredrik Gertten | Bild: WDR

"Wir leben in einer Gesellschaft, wo diejenigen, die die Regeln brechen, belohnt werden. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Und die Mittelschicht verschwindet", sagt Fredrik Gertten. Er wollte verstehen, woher die Frustration so vieler Menschen rührt, ihre Wut und Enttäuschung. Für den niederländischen Historiker Rutger Bregman, der in Gerttens Film ausführlich zu Wort kommt, ist die Antwort klar: Wir können uns angesichts der katastrophalen Folgen die Reichen nicht mehr leisten.

Korruption und Kleptokratie

Als investigativer Dokumentarfilmer ist Fredrik Gerten längst über die Grenzen Schwedens hinaus bekannt. Einen Namen machte er sich unter anderem mit Filmen über einen Rechtsstreit zwischen der Dole Food Company und nicaraguanischen Plantagenarbeitern ("Bananas!*") und über das Grundecht auf Wohnen ("Push").

In seiner neuen Dokumentation wollte er die Muster von Korruption und Kleptokratie aufdecken. Vor allem aber ging es ihm darum, nach den Kipppunkten zu suchen, die die Menschen zum Aufstand bewegen. "Ich will verstehen, wogegen wir uns auflehnen, was wir endlich ändern müssen. Denn genau das sind die großen Herausforderungen jeder Demokratie." Fündig wurde er zum Beispiel auf Malta. Die Ermordung der Journalistin Daphne Caruana Galizia, die der Korruption in ihrem Heimatland auf der Spur war, führte zu Massendemonstrationen.

Das Prinzip Hoffnung

In Chile waren es Schülerproteste gegen zu hohe U-Bahn-Preise, die sich zu einer der größten Demonstrationen des Landes entwickelten. Die Menschen protestierten gegen Korruption und soziale Ungleichheit, für die Rechte von Frauen und Indigenen und für eine neue Verfassung. "Was die Frustration und die Wut der Menschen weltweit verbindet, das ist das Gefühl, vor einer verschlossenen Tür zu stehen", sagt Fredrik Gertten. Die Wut aber kann eine starke Antriebskraft sein. Sie bewegt die Menschen, sich zusammenzuschließen. In diesem Sinne ist "Breaking social" ein Mutmacherfilm mit klarer Botschaft: Wenn wir solidarisch sind, ist Veränderung möglich.

Autorin des TV-Beitrags: Marion Ammicht

Die komplette Sendung steht am 15. Oktober ab 20 Uhr zum Abruf in der Mediathek bereit.

Stand: 15.10.2023 18:44 Uhr

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Produktion

Westdeutscher Rundfunk
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