So., 20.08.23 | 23:55 Uhr
Das Erste
Die Kunst der Stars
"Beyond Fame" im NRW Forum Düsseldorf
Meret Becker, Peter Doherty und Michael Stich: Sie sind nicht nur Stars auf ihrem Gebiet, sondern suchen auch den Erfolg in der Bildenden Kunst. Ihre Arbeiten sind neben vielen anderen in der Ausstellung "Beyond Fame. Die Kunst der Stars" im NRW Forum Düsseldorf zu sehen. Die Schau präsentiert Werke von nationalen und internationalen Berühmtheiten aus Schauspiel, Sport, Politik, Musik oder Literatur. Kuratiert wird sie von Alain Bieber, dem künstlerischen Leiter des NRW-Forums. Geöffnet ist sie bis zum 21. Januar 2024.
Blick hinter die Fassade
Sie fotografieren, malen oder schreiben, sie machen Video- oder Installationskunst. Die Wahl des Mediums ist oft überraschend und zeigt unbekannte Facetten von Personen, die wir durch ihr öffentliches Auftreten zu kennen glauben.
So unterschiedlich die Prominenten sind, so verschieden sind auch ihre Wege zur Kunst. Auch wenn die meisten keine Akademie besucht haben und als Autodidakten begannen, haben sie sich intensiv mit der Kunst auseinandergesetzt. "Wir beobachten dieses Phänomen schon seit vielen Jahren", sagt Ausstellungsmacher Alain Bieber. "Meist ist es eher so ein Marketing-Gag. Aber diese Menschen, die wir heute hier zeigen, die wollen wirklich was, die wollen was bewegen, die wollen was zeigen, die wollen ihre neue Seite präsentieren und die wollen eine Kunstkarriere."
Mit dabei sind Bryan Adams, Meret Becker, Tim Bendzko, Carlito (Cro), Samy Deluxe, Anna Delvey, Lea Draeger, Peter Doherty, Harald Glööckler, Grimes, Josephine Henning, Anton Hofreiter, Isis-Maria Niedecken, Edi Rama, Jean Remy, Michael Stich, Laura Tonke und Gedeon Schenkt (ein Pseudonym, dessen Identität erst im Dezember aufgedeckt wird).
Für den Rockstar Peter Doherty ist es bereits die zweite Ausstellung in Deutschland. Seine Werke sind Collagen aus Songtexten, Zeichnungen mit Kohle und eigenem Blut. Auch seine Drogenexzesse verarbeitet er in der Kunst: "Ich analysiere diese Dinge nicht so gerne, aber ja, der Prozess des Tuns: sich hinsetzen, Gitarre spielen, mit anderen Musikern reden, Collagen machen. Das ist alles positive Energie und eine Art von Therapie."
Vielseitig kreativ
"Die Lebenswege sind ja manchmal überraschend und verschlungen", sagt Alain Bieber. "Michael Stich hätte zum Beispiel auch auf der Kunstakademie landen können, hat sich aber für die Sportakademie entschieden." Der ehemalige Wimbledonsieger malt abstrakt. Bei seiner letzten Ausstellung hat er fast alle Bilder verkaufen können. "Ich könnte kein Pferd oder einen Baum oder einen Hund zeichnen. Ich habe es zumindest nie probiert. Und deswegen ist das halt über Farbe, Materialität, Untergründe - einfach versuchen, das auf die Leinwand zu bringen, was mich bewegt."
Alain Bieber ist überzeugt davon, dass wir von vielen noch mehr hören werden. Ganz sicher auch von Meret Becker: "Ich glaube, dass Meret Becker zum Beispiel so begeistert war, endlich mal so ihr Konzept ins Museum zu bringen." Die Schauspielerin hat gleich einen ganzen Raum gestaltet und mit Witz und Leichtigkeit das große Thema Feminismus aufgegriffen. Den Raum nennt sie Mädchenzimmer. "Das ist eigentlich für Mädchen, aber es spielt natürlich damit. Drunter hängt ein Schlüssel, da steht Zimmermädchen dran. Also es spielt mit dem, was man Frauen zuordnet. Und gleichzeitig ist es ein Raum, den ich besetze, den ich mir nehme und in dem man aber herzlich willkommen ist, reinzukommen."
"Beyond Fame" – die Ausstellung regt dazu an, Stereotype aufzubrechen, Neues zu entdecken und darüber ins Gespräch zu kommen. "Und genau das möchten wir eigentlich auch bewirken", so Alain Bieber, "dass die Menschen mal drüber nachdenken und diskutieren: Ist das jetzt großartige Kunst oder nicht? Kann man mal drüber reden?"
Autorin des TV-Beitrags: Uta Angenvoort
Die komplette Sendung steht am 20. August ab 20 Uhr zum Abruf in der Mediathek bereit.
Stand: 20.08.2023 18:00 Uhr
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