Der Vorfall "Celler Loch" (Verfassungsschutz/ Niedersachsen) (1978)

Geheimdienst
In der JVA Celle saß RAF-Mitglied Sigurd Debus ein. | Bild: Picture Alliance

Der Vorfall "Celler Loch", auch bekannt als "Aktion Feuerzauber", war eine Operation des niedersächsischen Verfassungsschutzes im Jahr 1978. Ziel der Operation war es, ein Loch in die Gefängnismauer der JVA Celle zu sprengen, um einen Befreiungsversuch des RAF-Mitglieds Sigurd Debus vorzutäuschen.

Einbrüche für das Vertrauen der RAF

Die angeblichen Befreier, die in Realität Informanten des Verfassungsschutzes waren, sollten durch die Aktion unmittelbar das Vertrauen der RAF außerhalb des Gefängnisses erlangen und als besonders schlagkräftig dastehen.

"Feuerzauber" wurde von langer Hand vorbereitet. Handlanger des Verfassungsschutzes brachen unter anderem in verschiedene Behörden ein, um Vordrucke und Dienstsiegel für die gefälschten Pässe zu stehlen. So sollten die angeblichen Sympathisanten der RAF nachher ihre Tarnidentitäten erklären können.

Gefälschte Beweise

Außerdem verbrachte der Inlandsgeheimdienst heimlich Ausbruchswerkzeug in Debus' Zelle, womit dessen Tatbeteiligung bewiesen werden sollte. Dies sollte den Tathergang für die RAF außerhalb der Gefängnismauern noch plausibler erscheinen lassen. 

Auch der Ministerpräsident wusste Bescheid

Erst im Zuge von Presseveröffentlichungen 1986 kam heraus, dass nicht die RAF oder deren Sympathisanten hinter der Sprengung steckten, sondern der niedersächsische Verfassungsschutz und die GSG 9. Im darauf folgenden Untersuchungsausschuss wurde bekannt, dass neben dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht sogar der damalige Bundesinnenminister Werner Maihofer in die Aktion eingeweiht waren.