Filmmusik zum ersten Erfurt-"Tatort: Kalter Engel"

Die Musik zum Erfurter "Tatort" kommt aus Schweden

»Der 'Tatort'ist als TV-Phänomen auch an Schweden nicht vorbei gegangen.«

Anders Wollbeck, Michael Zlanabitnig und Mattias Lindblom (v.l.n.r.)
Anders Wollbeck, Michael Zlanabitnig und Mattias Lindblom (v.l.n.r.) | Bild: Stockholm Hamburg Musik Kontor

Die in Schweden ansässigen Komponisten Anders Wollbeck, Mattias Lindblom und Michael Zlanabitnig haben die Musik für diesen allerersten Tatort aus Erfurt entwickelt. Woran haben sie sich dabei orientiert und auf welchen Sound können die Zuschauer sich freuen? Und natürlich ganz wichtig: Der "Tatort" ist schließlich eine öffentlich-rechtliche Institution – wie gehen schwedische Komponisten denn damit um? Beate Maschke-Spittler (MDR) hat Anders Wollbeck, Mattias Lindblom und Michael Zlanabitnig gefragt!

Wie gehen schwedische Komponisten mit dem "Heiligtum Tatort" um?

Anders Wollbeck, Mattias Lindblom und Michael Zlanabitnig: Mit dem nötigen Respekt und der nötigen Ernsthaftigkeit, aber ohne dabei unseren eigenen Weg zu verlassen. Anders könnte man ja auch keine eigenen "Duftmarken" setzen, und wir sind davon überzeugt, dass das auch gut so ist. "Tatort" ist als TV-Phänomen auch an Schweden nicht vorbei gegangen. Außerdem ist ein Mitglied unseres Teams gebürtiger Österreicher und somit bestens mit dem Thema vertraut.

Haben Sie zur Vorbereitung andere "Tatorte" gesehen?

Natürlich haben wir etliche "Tatort"-Filme gesehen, um ein Gefühl für die Tradition von "Tatort"-Filmmusik zu bekommen. Aber Musik ist immer auch individueller Ausdruck, und so starteten wir mit einem unseren Vorstellungen entsprechenden "main theme", inspiriert durch die "Tatort"-Tradition. Im weiteren Prozess versuchten wir, die "Tatort-Erfahrung" in den kreativen Prozess mit einzubauen, aber uns auch gleichzeitig davon zu befreien, um der Kreativität unvoreingenommen freien Lauf zu lassen.

Entwickeln Sie Ihre Ideen bereits beim Lesen des Drehbuchs oder erst beim Schauen des fertig geschnittenen Werks?

Das war in der Tat ein dynamischer Prozess. Schon bevor wir Szenen aus dem Film kannten, entwickelten wir eine Skizze des Hauptthemas. Einige Schlagworte und eine gute Vorstellung davon, worum es in dem Film gehen wird, halfen, um schon ein gutes Stück weit voran zu kommen, indem "character-themes" und Stimmungsbilder entstanden. Das waren unsere ersten Hausaufgaben. Mit dem Voranschreiten der Dreharbeiten konnten wir auch Musik direkt zu den bewegten Bildern produzieren. Man kann ja die Wirkung von Filmmusik nicht hoch genug einschätzen, und so war es natürlich sehr wichtig, den passenden Sound für diesen spezifischen Film zu finden. Das haben wir unserer Meinung nach und wir hoffen, dass unsere Arbeit zur Gesamt-Wirkung dieses Tatorts positiv beiträgt.

Auf welchen Sound können sich die Zuschauer freuen?

Es ist uns in enger Zusammenarbeit mit dem Produzenten Michael Smeaton gelungen, einen eigenständigen Sound zu kreieren, der aber im klassischen "Tatort-Sound" seine Wurzeln hat. Um die Gesamt-Stimmung des Films aufzufangen, haben wir uns für eine eher elektronische Fahrtrichtung entschieden, die allerdings häufig auf Melodien aufsetzt. Wir kommen ja aus der Welt des Hit-Songwritings, die sehr Melodie-orientiert ist. Wobei natürlich darauf geachtet werden muss, dass die Musik nicht von der Storyline des Films ablenkt. Insofern war dieser "Tatort" für uns eine Herausforderung, doch wir sehen unsere Arbeit auch als ständigen Lernprozess. Unser Wunschziel ist es, dass unsere Melodien die Zuseher über die Ausstrahlung des "Tatorts" hinaus begleiten und den Film so in Erinnerung bleiben lassen. 

Wie lange braucht man, um die Musik zu einem "Tatort" zu komponieren?

45 Minuten Musik zu schaffen ist ein aufwändiger Prozess, der einen starken künstlerischen Fokus benötigt. Ganz anders, als einen dreiminütigen Hit zu schreiben. Speziell wenn man zum ersten Mal mit der "Tatort"-Welt aktiv in Berührung kommt, erfordert dies ein umso tieferes Eintauchen in die Materie, was den Prozess nicht verkürzt. Im Gegenteil. Was am Ende an Musik im Film zu hören ist, ist ein Konzentrat aus Ideen, Entwürfen, Verwürfen, Gesprächen, Inspiration und kreativem Austausch, kurz, filigrane, durchdachte Feinarbeit. Dies war ein für uns äußerst interessanter Prozess, weswegen wir stolz und glücklich sind, Teil dieses "Tatorts" geworden zu sein!

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