Interview mit Almila Bagriacik

Mila Sahin (Almila Bagriacik) ahnt, dass die Familie ein Geheimnis verbirgt.
Mila Sahin ahnt, dass die Familie ein Geheimnis verbirgt. | Bild: NDR / Christine Schroeder

Die Neue an Borowskis Seite ist mit Spannung erwartet worden. Was für ein Typ ist die Mila Sahin?

Mila Sahin ist auf jeden Fall eine sportliche, zielstrebige und schlagfertige Kommissarin. Sie ist neugierig, hat ein Auge für Details und analysiert aus allen Winkeln, ohne zu viel Empathie am Tatort zu entwickeln. Als Berlinerin ist Mila Sahin dennoch temperamentvoll und impulsiv, was sehr erfrischend sein kann, aber manchmal ein wenig zu voreilig, da spielt der Austausch mit Borowski eine wichtige Rolle.

Stellt der Altersunterschied zwischen Ihnen nicht eine große Herausforderung dar?

Ich finde, weder als Schauspielkollegen noch in den Rollen stellt es eine Herausforderung dar, sondern öffnet mehr Möglichkeiten, sich auf vielen Ebenen zu begegnen und macht die Zusammenarbeit umso interessanter. Die Herausforderung liegt darin, dass der Altersunterschied viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ich versuche, einen authentischen Weg einzuschlagen, damit die Zuschauer mich nicht als Fremdkörper empfinden, sich nicht zu viele Gedanken über mein Alter machen und mich als Kommissarin annehmen. Klar bringt Mila Sahin eine gewisse Gelassenheit, Coolness und einen Boxsack mit, aber auf der anderen Seite hat sie auch die nötige Souveränität und das Selbstbewusstsein, um zu zeigen, dass sie dem Job als Borowskis neue Partnerin gewachsen ist. Ich beobachte auch immer mehr in anderen Krimiformaten einen größeren Altersunterschied zwischen den Kommissaren, was ich persönlich sehr unterhaltsam finde.

Nach Sibel Kekilli ist es mit Ihnen wieder eine türkischstämmige Schauspielerin geworden.

Schauspieler stellen in erster Linie Menschen dar und die Herkunft ist ein Hintergrundgeräusch. Jeder Mensch ist individuell, und Sarah Brandt und Mila Sahin sind so unterschiedlich, wie sie es nur sein können. Ich finde es wichtig, nicht zu kategorisieren. Wir sollten mehr Gebrauch von unserer Vielfalt in Deutschland machen. Daher ist beispielsweise die Besetzung der neuen Kommissarin Florence Kasumba meiner Meinung nach ein Geschenk für die "Tatort"-Krimis und somit fürs deutsche Fernsehen.

Eine Rolle im "Tatort" ist immer noch mit einem hohen Prestige verbunden. War Ihnen am ersten Drehtag etwas mulmig?

Der erste Drehtag ist mit jeder Rolle für mich aufregend, weil ich sie das erste Mal spielen darf. Regisseur Elmar Fischer und Axel Milberg haben mir meine Aufregung schnell genommen. Mir wurde viel Raum gegeben, mich auszuprobieren und zu entfalten. Es macht mir viel Spaß, mit Axel zu improvisieren, wodurch sich Momente ergeben, die Unterhaltungswert mit sich bringen. Das tut dem "Tatort" aus Kiel auch ganz gut, da kommt so ein impulsiver Schwung mit rein.

Wie die Szene auf dem Parkdeck ...

... Das ist meine absolute Lieblingsszene. Axel, also Borowski, aus der Ferne zu beobachten, quasi zu erwischen und dann einfach mitzumachen, ist wie aus dem echten Leben. Ich finde es einfach schön zu sehen, wie amüsant der Borowski auch sein kann. Wir werden viel Spaß miteinander haben, auch wenn es während der Ermittlungen mal Reibungen geben sollte. Auf jeden Fall freue ich mich auch darauf.

Wird sich Borowski durch die Neue verändern?

Ich glaube nicht, dass er sich verändert, sondern dass durch den Austausch mit der neuen Kommissarin noch mehr Facetten von Borowski zum Vorschein kommen, die schon in ihm schlummerten. Das macht die Kombination auch so spannend.

Sind Sie ein Krimi-Fan?

Wenn ich Krimi-Fan bin, dann ein Mankell-Fan. Ich habe seine Bücher immer gerne gelesen und seine Hörbücher gehört. Kurt Wallander war mein Lieblingscharakter, weil er so echt war. Nachdem ich die Möglichkeit bekam, mit Axel Milberg zu spielen, durfte ich feststellen, dass er Kurt Wallander eingesprochen hatte und ich jahrelang seiner Stimme zugehört habe. Da war ich total überrascht, und mir wurde klar, warum er mir gleich so sympathisch war.

Hat Sie der psychologische Hintergrund beim "Haus der Geister" interessiert?

Das "Haus der Geister" ist keine klassische "Tatort"-Folge. Der Fall liegt in der Vergangenheit und wird neu aufgerollt. Das Psychologische steht in diesem Fall sogar im Vordergrund. Alle Hauptfiguren, einschließlich Borowski, sind miteinander verbunden. Jede Figur hat ein Geheimnis zu hüten, und es war durchgehend spannend zu beobachten, welches Geheimnis als Nächstes ans Tageslicht kommt.

Wohin muss sich der "Tatort" entwickeln, damit er auch für junge Zuschauer ein attraktives Format bleibt?

Ich bin in Wilmersdorf in Westberlin zur Schule gegangen, und viele meiner Freunde haben sonntags mit ihren Familien den "Tatort" geguckt. Ich fand damals schon schön, dass die Familien dafür sonntags zusammenkamen. Aber ich glaube, wenn man nicht damit aufgewachsen ist und keinen Bezug dazu hat, müssen wir mit unseren Filmen ihr Interesse wecken und dafür sorgen, dass sie uns als Zuschauer erhalten bleiben. Es sind auch echt gute Filme dabei, die unabhängig vom "Tatort"-Format für sich alleine stehen können. Das zeigt sich auch in den Quoten. Ich habe gelesen, dass Heidi Klum sich über 10 Prozent Marktanteil bei 2,6 Millionen Zuschauern freut, aber der letzte Kieler "Tatort" hatte mehr als 10 Millionen Zuschauer, und das ist eine wirklich starke Leistung. Aber ich weiß von der jungen Generation definitiv, dass sie sich inhaltlich und bildlich mehr Dynamik wünscht. Die Kommissare sollten nicht zu viel im Office sitzen, Alibis und Indizien durchgehen. Wir leben in der Zeit von Netflix und Youtube. Ich glaube, die jungen Zuschauer brauchen einfach mehr Tempo, Action und Spannung.

Auf Instagram haben Sie mehr als 45.000 Follower. Werden sie in Zukunft auch "Tatort" schauen?

Ich hoffe doch. Ich habe auch eine Fanbase außerhalb von Deutschland, weil ich anderthalb Jahre in der Weekly Soap "Flames of Desire" in der Türkei mitgespielt habe, die in vielen Ländern immer noch erfolgreich läuft. Dadurch habe ich viele Follower im Ausland, aber auch Deutsch-Türken, weil die Serie damals in Berlin begonnen hat. Ein paar haben mir bereits geschrieben, dass sie sich auf den Kieler "Tatort" mit mir freuen und einschalten werden. Sie sind sehr gespannt, wie ich mich als Kommissarin schlage, nachdem ich in "4 Blocks" die Amara Hamady gespielt habe.

6 Bewertungen
Kommentare
Bewerten

Kommentare

Kommentar hinzufügen

Bitte beachten: Kommentare erscheinen nicht sofort, sondern werden innerhalb von 24 Stunden durch die Redaktion freigeschaltet. Es dürfen keine externen Links, Adressen oder Telefonnummern veröffentlicht werden. Bitte vermeiden Sie aus Datenschutzgründen, Ihre E-Mail-Adresse anzugeben. Fragen zu den Inhalten der Sendung, zur Mediathek oder Wiederholungsterminen richten Sie bitte direkt über das Kontaktformular an die ARD-Zuschauerredaktion: https://hilfe.ard.de/kontakt/. Vielen Dank!

*
*

* Pflichtfeld (bitte geben Sie aus Datenschutzgründen hier nicht Ihre Mailadresse oder Ähnliches ein)

Kommentar abschicken

Ihr Kommentar konnte aus technischen Gründen leider nicht entgegengenommen werden

Kommentar erfolgreich abgegeben. Dieser wird so bald wie möglich geprüft und danach veröffentlicht. Es gelten die Nutzungsbedingungen von DasErste.de.