Interview mit den Darstellerinnen und Darstellern

Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel)treten langsam den Rückzug an, nachdem die Geiselnehmer ihre Absichten noch einmal deutlich machen.
Karin Gorniak und Leonie Winkler treten langsam den Rückzug an, nachdem die Geiselnehmer ihre Absichten noch einmal deutlich machen. | Bild: MDR

Interview mit den Darstellerinnen und Darstellern

Karin Hanczewski, Cornelia Gröschel, Martin Brambach, Max Riemelt und Katia Fellin

Was hat Sie an Ihrer Rolle des Louis Bürger gereizt?

Max Riemelt: Dies ist mein erster Tatort. Selten wird ein Tatort aus der Perspektive des Verdächtigen erzählt. Das hat mich gereizt, da man so eine sehr komplexe Figur entwickeln konnte. Stephan Lacant als Regisseur war ein zusätzlicher Aspekt, da uns bereits eine gute Zusammenarbeit bei „Freier Fall“ verbindet.

Martin Brambach: Auch ich fand diese Arbeit mit Stephan Lacant äußerst beglückend!

Die Ermittlungen im Mordfall um den Polizisten Jan Landrock enden in einer ungewollten Geiselnahme. Welche Taktik verfolgt das Ermittler-Team?

Karin Hanczewski: In dem Fall sind sich Gorniak, Winkler und Schnabel einig, dass sie auf Deeskalation setzen wollen und äußerst behutsam vorgehen, insbesondere, da die Geiselnahme in einem Kinderheim stattfindet. Auch wenn Karin Gorniak das Handeln des jungen Geiselnehmerpaares verurteilt, berührt es sie doch, der Familie dabei zuschauen zu müssen, wie sie sich selbst und andere in Gefahr bringt.

Louis Bürger gilt als Tatverdächtiger im Mordfall um den Polizisten Jan Landrock. In der Vergangenheit ist er bereits mit der Polizei in Konflikt geraten und flieht. Glaubt er, die Situation im Griff zu haben?

Max Riemelt: Louis war in der Vergangenheit bereits im Gefängnis und war dort Willkür und Gewalt ausgesetzt. Auch unter der Trennung von Frau und Kind hat er sehr gelitten. Als er nun unschuldig verhaftet wird, weiß er, dass er einen weiteren Gefängnisaufenthalt nicht durchstehen wird. Somit schmiedet er mit seiner Frau einen Plan, um aus der Haft zu fliehen und sie versuchen, ihren Sohn aus dem Kinderheim zu holen, um sich gemeinsam ins Ausland abzusetzen. Dabei eskaliert die Situation und wird zur Geiselnahme.

Hält er sich selber für einen guten Menschen?

Max Riemelt: Die Frage, ob er ein guter Mensch ist, stellt sich für ihn nicht. Es ist eine Frage der Verzweiflung und des Überlebens, die ihn zu solchen drastischen Aktionen zwingt. Er vertraut dem Rechtssystem nicht, fühlt sich der Polizeiwillkür ausgeliefert und befürchtet, unschuldig verurteilt zu werden. Die ungeplante Geiselnahme versucht er nun zu nutzen, um die Polizei zu zwingen, den wahren Täter zu suchen.

Karin Gorniak beteuert Louis Bürger gegenüber, den Fall ohne Vorurteile zu betrachten. Dennoch flieht er. Hätte Karin Gorniak diese Reaktion verhindern können?

Karin Hanczewski: Karin Gorniak bietet Louis Bürger an, seinen Fall fair, vorurteilsfrei und mit Empathie zu ermitteln. Sie spürt, dass Louis der Polizei misstraut. Dass Louis derart überreagieren und flüchten wird, was wiederum eine verhängnisvolle Kettenreaktion auslöst, kann Gorniak nicht ahnen und auch nicht verhindern. Aber sie setzt alles daran, Geiselnehmer und Geiseln heil aus dem Kinderheim herauszubekommen.

Selten ist der vermeintliche Täter so schnell gefunden. Wird Schnabel da als erfahrener Ermittler nicht misstrauisch?

Martin Brambach: Ich glaube, in der Realität sind die Dinge oft nicht so vertrackt und überraschend wie in spannenden Drehbüchern. Gerade Schnabels Erfahrung lässt ihn lange an Bürgers Schuld glauben, oft ist das Naheliegende auch richtig. Und bei dieser Geiselnahme als Einsatzleiter hat er eine enorme Verantwortung.

Glaubt Ihre Figur Anna an den Erfolg ihres Plans?

Katia Fellin: Nein, während die Familie Bürger sich im Kinderheim verschanzt, glaubt Anna nicht, dass sie alleine herauskommen und nach Tschechien fahren werden. Jedoch glaubt Anna an Louis‘ Unschuld und sie weiß, wenn seine Unschuld bewiesen werden kann, wäre dies somit ein Erfolg ihres Plans. Also ändert sich mit Beginn der Geiselnahme zumindest für Anna der Plan.

Der Sohn Tim kann ihre Entscheidung nicht nachvollziehen und wehrt sich dagegen. Heiligt hier der Zweck die Mittel?

Katia Fellin: Tim versteht nicht, warum seine Eltern bewaffnet im Kinderheim auftauchen. Bei dem Anblick wehrt er sich vehement, weil er die Panik spürt, dass sein Vater wieder ins Gefängnis gehen könnte. Aus Annas Sicht heiligt der Zweck die Mittel. Sie hat sich dazu entschlossen, Louis bei der Flucht aus dem Gefängnis zu helfen, weil sie weiß, dass er ein zweites Mal im Gefängnis nicht überleben bzw. sich etwas antun würde.

Schnabel lässt sich von Leonie Winkler überreden, alleine mit den Geiselnehmern zu verhandeln.

Martin Brambach: Schon die Entscheidung, Winkler allein gehen zu lassen, ist natürlich absolut falsch und mündet ja auch beinahe in einer Katastrophe. Das wird für Schnabel sicher noch ein dienstrechtliches Nachspiel haben!

Um die Geiselnahme friedlich zu beenden, riskiert Leonie Winkler ihre eigene Sicherheit. Würde Leonie ihre Entscheidung wieder so treffen?

Cornelia Gröschel: Karin Gorniak führt die Verhandlungen mit den Geiselnehmern, daher kann Leonie nicht unbemerkt in das Kinderheim hineingehen. Schnabel leitet die Einsatzzentrale, somit bleibt nur noch Winkler übrig. Sie sieht es als ihre große Chance, zu beweisen, was sie drauf hat. Das enorme Risiko, dass sie dabei eingeht, ist ihr zwar bewusst, sie unterschätzt es aber. Vermutlich würde sie dennoch beim nächsten Einsatz wieder so handeln.

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