Clemens Schick als Xavi Bonet

Kommissar Xavi Bonet (Clemens Schick, li.) und seine Kollegin Fina Valent (Anne Schäfer, re.) mit Gabriela Blanxart (Barbara Schnitzler, Mitte).
Kommissar Xavi Bonet und seine Kollegin Fina Valent mit Gabriela Blanxart. | Bild: ARD Degeto / Lucia Faraig

Herr Schick, während der Ermittlungen in „Totgeschwiegen“ und „Absturz“ wird Xavi mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert. Wie sehr beeinflussen die Ereignisse seine Arbeit als Polizist und seine Beziehungen zu den Menschen in seinem Umfeld?

Xavi ist getrieben von seiner Vergangenheit, weil er sich dieser nicht stellt. Deshalb ist er seiner Vergangenheit auf eine Art ausgeliefert. Das beeinflusst seine Beziehung zu seinen Kolleg:innen und seinen Mitmenschen stark, weil er vor diesen auch immer etwas verstecken muss.

„Ich bin nicht Polizist geworden, um mich angemessen zu verhalten“, sagt Xavi. Was treibt ihn in seinem Beruf an, was ist sein Motor?

Xavi macht in seiner Jugend einen fatalen Fehler, dem seine Mutter zum Opfer fällt. Diese Schuld trägt er immer mit sich. Um diesen Fehler wieder gut zu machen, hat er sein Leben der Gerechtigkeit gewidmet.

Ist Xavi ein gläubiger Mensch? Sind Sie es?

Xavi glaubt an seinen Feldzug der Gerechtigkeit. Ich glaube an das Gute im Menschen.

„Robinson Crusoe“ hat eine besondere Bedeutung für Xavi. Gibt es auch in Ihrem Leben ein Buch, das Sie immer begleitet?

Ich bin ohne Fernseher aufgewachsen und habe als Kind sehr viel gelesen. Ich liebte historische Romane und Sagen. Ich bin darin komplett abgetaucht, und habe oft heimlich bis spät in die Nacht gelesen.

Die Geschehnisse in „Totgeschwiegen“ spielen vor dem Hintergrund eines dunklen Kapitels der spanischen Geschichte, der Zwangsadoption von Babys. Wie intensiv haben Sie sich im Vorfeld mit diesem Thema auseinandergesetzt?

Ich liebe Geschichte und wusste über die spanische Geschichte schon viel. Als ich mich mit dem Drehbuch beschäftigt habe, habe ich aber noch mal sehr viel Neues gelernt, von dem ich bis dahin nichts wusste. Das liebe ich an meinem Beruf, dass ich mich auf der einen Seite mit der Psyche von mir fremden Charakteren auseinandersetzen kann, um diese dann zu spielen, und auf der anderen Seite lerne ich Dinge über diese Welt, die ich vorher noch nicht kannte. Neugierde ist ein wichtiger Antrieb in meinem Leben.

Wie wichtig sind historische und gesellschaftspolitische Bezüge im Barcelona-Krimi?

Wir suchen immer nach modernen Bezügen zu dieser Stadt. Das kann aber eben auch das Eintauchen in die Vergangenheit sein. Barcelona ist eine große internationale Stadt. Viele Themen dieser Stadt haben auch an vielen anderen Orten der Welt eine Relevanz. Die Zuschauer:innen bekommen von uns Geschichten erzählt, vor einer Kulisse, die meist nicht Ihr Zuhause ist, deren Inhalt sie aber trotzdem betrifft.

Xavi und Fina kommunizieren eher mit Blicken als mit Worten. Was macht die Beziehung der beiden aus? Worin liegt hier die Herausforderung als Schauspieler?

Ich kenne Anne Schäfer schon sehr lange. Wir sind gute Freunde. Viel wichtiger aber ist, dass wir beide alles von diesem Projekt wollen. Das heißt, wir geben alles und fordern uns auch gegenseitig.

Die beiden aktuellen Filme wurden von Regisseur Andreas Herzog inszeniert. Was macht seinen Blick auf die Geschichte aus? Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit?

Die Zusammenarbeit mit Andreas war ein Traum. Er bringt so viel Erfahrung mit und gleichzeitig eine große Lust, sich auf Neues einzulassen. Diese Kombination ist ein Geschenk.

Welche Herausforderungen und Besonderheiten gab es beim Dreh der beiden neuen Filme?

Das Geschenk bei einer solchen Reihe sind die Menschen, denen man durch diese Arbeit begegnet, dem Team in Barcelona und den wunderbaren Kolleg:innen. Ich liebe meinen Beruf auch so sehr, weil man immer in einem Team arbeitet. Jeder, jede, für sich allein könnte hier nichts erschaffen, aber dass sich erst jemand hinsetzt, eine Geschichte aufschreibt, dann sich die Produktion dafür entscheidet, man Locations, ein Team, Schauspieler:innen für die Rollen sucht, dann dreht, wochenlang, das Material geschnitten wird, Musik dazu komponiert wird und so am Ende ein Film entsteht, begeistert mich auch nach ca. 60 Filmen immer noch sehr.

Welche kreativen Entwicklungen ermöglicht eine Reihe wie „Der Barcelona-Krimi“ für die Darsteller? Was macht diese Reihe in Ihren Augen so besonders?

Die Auslandkrimis sind eine deutsche Eigenart und funktionieren nur in einem Land, in dem ausländische Filme traditionell synchronisiert werden. Nur so funktioniert es, dass ich einen Spanier spiele, aber Deutsch spreche. Und trotzdem müssen wir uns immer fragen, ob wir dem gerecht werden, dass wir uns als Deutsche spanischen Geschichten nähern, und am Ende behaupten, wir wären Spanier. Die Sommerhaus sind dafür die Traumpartner in einem so langjährigen Projekt, weil wir alle das gleiche wollen: Uns selber fordern, um den Zuschauer:innen gute, spannende, starke Unterhaltung zu bieten. Dazu bringen uns Jochen Laube und Leif Alexis immer mit großartigen Regisseur:innen zusammen, mit denen zu arbeiten ein Geschenk ist.

Welche unterschiedlichen Themen und Facetten bietet Barcelona als Drehort für einen Krimi?

Barcelona ist eine wunderschöne, raue Stadt am Meer. Man sieht immer Schiffe von weither kommen oder auf dem Weg wohin auch immer. Dieser weite Horizont, dieses Tor zur Welt, lädt ein zum Träumen. Auf der anderen Seite gibt es in Barcelona eine große Spannung zwischen dem Ort, den die Touristen suchen, und der fordernden Realität vieler Bewohner dieser Stadt. Dieses Spannungsfeld ist aus kreativer Sicht ideal, um darüber Geschichten zu erzählen.