GESPRÄCH MIT DIRK KURBJUWEIT

, dessen Kurzgeschichte die Vorlage zu "Das Haus" lieferte

Überraschungsbesuch: Layla (Lisa Vicari) und Alex (Max von der Groeben)
Überraschungsbesuch: Layla und Alex  | Bild: NDR / Andreas Schlieter

In wiefern hat die Kurzgeschichte bzw. der Film persönlichen Bezug zu ihrem Leben und Schaffen als Journalist und Autor?

In den letzten Jahren wurden die liberalen Demokratien in Europa und den USA stark herausgefordert, vor allem durch den Rechtspopulismus, der oft mit Rassismus und autoritärem Denken einhergeht. Ich habe eine Zeitlang viel darüber nachgedacht, was ich täte, würde sich Deutschland in eine rechte Diktatur verwandeln. Meine Freiheit als Journalist wäre dann ohne Frage dahin. Würde ich mich anpassen? Hoffentlich nicht. Ins Exil gehen? Vielleicht. Kämpfen, in welcher Form auch immer? Hoffentlich. Die Kurzgeschichte ist Ausdruck dieser Gedanken und Sorgen. Diktatur beginnt immer mit Kontrolle. Die modernen Technologien würden es bösen Machthabern leichtmachen, uns zu kontrollieren und zu schikanieren. Deshalb lag es für mich nahe, das Sujet Smart Home zu wählen. Meine Kurzgeschichte ‚Das Haus‘ verbindet zwei Albträume von mir: einen privaten, vom Stalker, der einen zu Hause heimsucht. Das habe ich tatsächlich erlebt; der Roman ‚Angst‘, vom ZDF verfilmt, handelt davon. Und einen politischen: Die liberale Demokratie verwandelt sich in ein autoritäres System. Das möchte ich auf keinen Fall erleben. Rick Ostermann und sein Team haben diese beiden Albträume in einen großartigen Film umgesetzt. Er handelt von der Zukunft, die so nicht kommen darf, die aber kommen kann, wenn wir nicht achtgeben auf unsere Demokratie.

Sehen Sie moderne Technologien wie Smart Homes eher kritisch oder als begrüßenswerten Fortschritt?

Ich bin eher technologieskeptisch. Natürlich nutze ich Laptop und Smartphone, sie machen auch mein Leben und meine Arbeit leichter, vor allem, weil ich mich schnell informieren kann. Aber Geräte sind nicht nur Geräte, sie verändern auch Inhalte, Debatten. Ein unsäglicher Präsident wie Donald Trump wäre ohne Twitter vielleicht nicht möglich gewesen, weil er seine Lügen damit leicht verbreiten konnte. Und Geräte nerven mich mehr, je smarter sie sind. Wenn ich mir ein modernes Auto leihe, kann ich nur schwer ertragen, wie oft ich vom Auto ermahnt werde, dieses oder jenes zu tun oder zu unterlassen, meistens mit einem eindringlichen Piepen. Würde meine Wohnung mit mir umgehen wie diese Autos, würde ich lieber in einem Zelt schlafen.

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