SENDETERMIN Do., 30.03.23 | 05:30 Uhr

Fiedler: "Meist fehlinterpretierteste Statistik"

Kriminalstatistik - Zahl der Straftaten gestiegen

PlaySebastian Fiedler (SPD): "Meist fehlinterpretierteste Statistik"
Fiedler: "Meist fehlinterpretierte Statistik" | Video verfügbar bis 30.03.2025 | Bild: WDR

Die Zahl der registrierten Straftaten ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) hervor, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser am Donnerstag präsentieren will. Demnach hat sich die Zahl der Straftaten um 11,5 Prozent auf 5.628.584 erhöht. Auffällig hoch ist die Zahl tatverdächtiger Kinder mit einem Plus von 35,5 Prozent. Für Sebastian Fiedler, SPD-Innenausschuss, sind die Zahlen allerdings mit Vorsicht zu genießen: "Die ganze Statistik ist nicht leicht zu interpretieren - selbst für Profis nicht. Sie ist, so glaube ich, die meist fehlinterpretierteste Statistik, die es überhaupt gibt. Man muss da eigentlich je nach Delikt gucken, was steht da eigentlich drin. Sie ist teilweise ein Arbeitsnachweis der Polizei." Fiedler hält die Statistik daher für ein sehr ausdifferenziertes Thema, das sich nicht für einfache Überschriften zu einem Fall und deren Ableitung eignet.

Als neuen "Trend" führt die Kriminalstatistik das Versenden kinderpornografischer Video- und Bilddateien in Chatgruppen auf. Selbst Schülerinnen und Schüler teilen solche Inhalte auf ihren Smartphones. Was diese sogenannte Netzkriminalität betrifft, plädiert Fiedler für eine Änderung des Strafrechts, gerade bei Fällen, denen "Grenzüberschreitungen und fehlendes Bewusstsein" für das Fehlverhalten zu Grunde lägen: "Alle Expertinnen und Experten haben davor gewarnt, alles zu Verbrechenstatbeständen zu machen. Das belastet jetzt Polizei und Justiz." Die könnten sich dadurch im Umkehrschluss nicht ausreichend um die wirklich wichtigen Fälle mit pädophilem Hintergrund kümmern.

Nach den aktuellen Gewaltverbrechen in Heide und Freudenberg hält Fiedler die Diskussion um eine Herabsetzung der Strafmündigkeit jedoch für einen falschen Punkt: "Das verkennt, dass selbst das Jugendstrafrecht, also für über 14- bis 18-Jährige, schon gar nicht den Vergeltungsgedanken in sich trägt, sondern den Erziehungsgedanken. Das gilt für Kinder umso mehr, um die Chance zu bekommen sich schnell wieder zu integrieren." Nur sechs bis zehn Prozent seien für die Hälfte aller Delikte, wenn man nur auf Gewaltdelikte schaue seien es nur sieben Prozent, die für zwei Drittel verantwortlich seien. Daher sollte es laut Fiedler viel mehr um Intensivtäter gehen: "Die hinterlassen bis zum 25. Lebensjahr etwa hundert Opfer und verursachen Schäden von etwa 1,7 Millionen Euro. Das heißt, wir müssen uns auf diese konzentrieren und da gibt es schon sehr sehr gute Programme, die wir in den Blick nehmen müssen."

Stand: 30.03.2023 13:48 Uhr