SENDETERMIN Mo., 19.12.22 | 05:30 Uhr

Knaus zur Flüchtlingssituation im Winter

Kommunen schlagen Alarm

PlayGerald Knaus, Migrationsforscher
Knaus zur Flüchtlingssituation im Winter | Video verfügbar bis 19.12.2024 | Bild: WDR

Der aktuelle Zustrom an Flüchtlingen lässt Erinnerungen an 2015 wach werden. Für Gerald Knaus ist die Krise von den Zahlen her sogar größer als 2015. Und die Zahl der Flüchtenden wird weiter steigen: "Über den Winter muss man erwarten, aufgrund der Kriegsführung von Präsident Putin und seiner russischen Armee - Terror gegen zivile Infrastruktur und gegen Städte, dass noch einmal vielleicht ein, zwei, drei Millionen Menschen fliehen müssen aus der Ukraine. Und das bedeutet, dass Deutschland, wie auch viele andere Länder in Europa, jetzt schon, aber auch in den nächsten Monaten, eine Zahl von Flüchtlingen aufnehmen muss, wie noch nie seit den 40er-Jahren."

Deutschland hätte spätestens seit den gezielten russischen Angriffen auf die ukrainische Infrastruktur - Stromversorgung, Energieversorgung, Wasserversorgung - erkennen müssen, dass es ohne die Unterbringung in privaten Unterkünften nicht geht, so Knaus. Diese müssten jetzt unterstützt und gefördert werden.

Knaus plädiert gleichsam dazu, die Anreize in der europäischen Union anzugleichen, damit sich die Geflüchteten nicht so ungleich verteilen. Zudem sei die überbordende Bürokratie als Hemmschuh: "Das Problem in Deutschland ist, dass es oft sehr kompliziert ist. Daher glaube ich, das Beste wäre eine Art Pauschale, vielleicht aus dem Geld für das Wirtschaftsministerium für Energie, denn man spart ja auch Energiekosten, wenn Ukrainer nicht in beheizten Zelten, sondern in privaten Haushalten sind."

Was die Migration über die Balkaroute betrifft, setzten derzeit nur wenige Länder in der europäischen Union EU-Recht um, so der Migrationsforscher. "Manche Länder wie Ungarn vergeben überhaupt kein Asyl. Das bedeutet, dass es in Österreich 100.000 Asylanträge und in Ungarn 40 Asylanträge gibt." In diesem Punkt müsse Deutschland im kommenden Jahr darauf drängen, dass in der europäischen Union alle Ländern zumindest EU-Recht anwenden und nicht auf Kosten anderer EU-Staaten EU-Recht aussetzen und die Asylsuchenden in die Schweiz, nach Österreich, Frankreich oder Deutschland drängen.

Stand: 19.12.2022 12:06 Uhr