SENDETERMIN Di., 20.12.22 | 05:30 Uhr

Lauterbach will Preisregeln ändern

Knappheit bei Kindermedikamenten

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Lauterbach will Preisregeln für Kindermedikamente ändern | Video verfügbar bis 20.12.2024 | Bild: WDR

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach plant als Reaktion auf Lieferengpässe bei Medikamenten deutliche Änderungen bei den Preisregeln für Kinderarzneimittel: "Wir haben in Deutschland ein System, wo die Preise für Arzneimittel, die kein Patent mehr haben sehr niedrig sind. Wir haben also bei den patentgeschützten Arzneimitteln eher hohe Preise, aber bei den sogenannten Generika haben wir ganz niedrige Preise. Das sind in der Regel Einheitspreise, sogenannte Festbeträge. Und dafür lohnt es sich oft nicht Kinderarzneimittel zu produzieren. Das heißt die Lösung, die das an der Wurzel anpackt ist, wir müssen diese Arzneimittel für Kinder aus den Festbeträgen herausnehmen, sodass sie auch teurer verkauft werden. Da werde ich heute schon reagieren., dass die Krankenkassen angewiesen werden 50 Prozent mehr zu zahlen, als diesen Festbetrag. Dann werden auch die Medikamente, die jetzt in Holland verkauft werden wieder in Deutschland verkauft, denn oft ist es so, dass die gleichen Medikamente im Ausland besser bezahlt werden, darum wandern sie, wenn sie knapp sind, ins Ausland.“

Eine solche bessere Vergütung solle nicht nur kurzfristig gelten, sondern Kindermedikamente auch dauerhaft wirtschaftlich attraktiver machen. Das solle dafür sorgen, dass keine Engpässe entstehen. Lauterbach bestätigte außerdem, dass nicht alle Lieferengpässe auch Versorgungsengpässe bedeuten. Kinderarzneimittel würden weiterhin produziert, doch der deutscher Markt sei bisher einfach nicht attraktiv genug. „Daher müssen dort die Preise sofort angehoben werden, das machen wir mit heutiger Wirkung“, so Lauterbach weiter.

Für bestimmte Krebsmedikamente und Antibiotika für Erwachsene seien ähnliche Maßnahmen geplant. Zudem solle künftig auch wieder mehr in Europa gekauft werden, um die inneneuropäische Produktion wieder anzukurbeln, auch wenn dies teurer werde als der reine Zukauf aus dem Ausland. „In diesem Bereich haben wir es mit der Ökonomie übertrieben. Wir haben bestimmte Bereiche so überökonomisiert, dass sich jetzt der deutsche Markt einfach nicht mehr lohnt und wenn dann die Arzneimittel weltweit knapp werden, dann sind wir die Ersten, die die patentfreien Medikamente nicht mehr bekommen, weil wir der billigste Abnehmer sind. Hier müssen wir dafür sorgen, dass wieder in Europa produziert wird und es muss eine Lagerhaltung geben für die Medikamente.“ Der aktuelle Zustand sei unhaltbar. Vom Vorschlag des Ärztekammerpräsidenten auch abgelaufene Medikamente zu nutzen und damit auch Nachbarn auszuhelfen hält Lauerbach wenig. „Dass es auch Nachbarschaftshilfe gibt, das ist ja klar. Das findet ja auch statt. Aber Flohmärkte für Medizin brauchen wir nicht. Das kann sehr gefährlich sein. Daher glaube ich, ist zu dem Vorschlag auch schon alles gesagt.“

Stand: 20.12.2022 09:29 Uhr