Mi., 15.02.23 | 05:30 Uhr
Service: Volkskrankheit Migräne
mit Dr. med. Astrid Gendolla, Fachärztin für Neurologie
Mehr als die Hälfte der Deutschen wird zumindest zeitweise von Kopfschmerzen geplagt. Wetterveränderung, Stress, Alkohol, Verspannungen oder auch eine Erkältung sind häufige Auslöser. In den meisten Fällen sind die Kopfschmerzen harmlos und am nächsten Tag wieder verschwunden. Nicht so bei denen, die unter Migräne leiden: In Deutschland sind das etwa 3,7 Millionen Frauen und rund zwei Millionen Männer. Die meisten sind zwischen 35 und 45 Jahre alt. Migräne ist eine der häufigsten Kopfschmerzformen und eine chronische und oft lebenslange neurologische Krankheit, die das tägliche Leben stark beeinträchtigen kann.
Migräne mit und ohne Aura
Migräne mit und ohne Aura Unterschieden wird zwischen der Migräne mit Aura und der Migräne ohne Aura. Symptome der Migräne ohne Aura sind wiederkehrende Kopfschmerzattacken, die in der Regel mehrere Stunden anhalten, aber auch bis zu drei Tage andauern können. Der meist pochende und pulsierende Schmerz kann während einer Attacke und von Anfall zu Anfall die Seite wechseln, aber auch durchaus beidseits auftreten. Typische Begleiterscheinungen sind Übelkeit, Erbrechen sowie Licht- und Lärmempfindlichkeit.
Von der Migräne mit Aura sind bis zu 15 Prozent der Menschen mit Migräne betroffen. Der Schmerzattacke gehen neurologische Ausfallerscheinungen (zum Beispiel Seh- und Sprachstörungen) voraus, die bis zu einer Stunde anhalten können. Manche Betroffene haben ein eingeschränktes Gesichtsfeld mit Flimmern und Blitzen vor den Augen, Drehschwindel, Lähmungserscheinungen und Sensibilitätsstörungen.
Behandlung von Migräne
Neben der Behandlung mit Schmerzmitteln gibt es vorbeugende Therapien mit nicht-medikamentösen Maßnahmen. Wichtig ist die Dokumentation von Kopfschmerzen und Medikation in einem Kopfschmerzkalender. Die Dokumentation kann auch digital durch geeignete Apps erfolgen.
Eine Behandlung erfolgt in der Regel vorwiegend mit rezeptfrei erhältlichen Schmerzmitteln, vorzugsweise kombiniert mit einer Substanz gegen Übelkeit und Erbrechen. Wird so keine ausreichende Linderung erzielt, können auch migränespezifische Substanzen, sogenannte Triptane, eingenommen werden. Wird einerseits früh (bei den ersten Anzeichen), zugleich aber nicht zu häufig mit diesen Substanzen behandelt, kann bei der Mehrheit der Betroffenen eine gute Symptomkontrolle erreicht werden.
Zudem sollte jeder Migräne-Patient nicht-medikamentöse Basismaßnahmen wie Entspannungsübungen und regelmäßigen Ausdauersport praktizieren. Treten Attacken dennoch mehr als drei Mal pro Monat auf, wird vorübergehend mit vorbeugend wirksamen Medikamenten behandelt. Diese müssen vom Arzt verordnet und ihre Wirkung muss kontrolliert werden.
Vorsicht bei dauerhafter Einnahme von Schmerzmitteln
Bei Menschen, die wegen starker Kopfschmerzen (z.B. Migräne oder Kopfschmerzen vom Spannungstyp) häufig Schmerzmittel einnehmen, kann sich in der Folge ein sogenannter Medikamentenübergebrauchskopfschmerz (MOH) entwickeln. Dabei handelt es sich um eine eigenständige, sekundäre Kopfschmerzerkrankung, deren Ursachen Mechanismen nicht vollständig geklärt sind. Wenn ein MOH diagnostiziert wurde, so kann eine angemessene Behandlung in der Regel effektiv die Kopfschmerz- bzw. Krankheitslast und den Schmerzmittelverbrauch reduzieren. Die Erfolgsrate einer Therapie beträgt nach 6-12 Monaten etwa 50-70 Prozent.
Weitere Informationen
• Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V.
https://www.dmkg.de/startseite
• Selbsthilfegruppen der Deutschen Migräneliga e. V.
https://www.migraeneliga.de/selbsthilfegruppen-online/
• ARD Mediathek, Doc Fischer: Migräne – Was tun gegen das Gewitter im Kopf?
https://www.ardmediathek.de/video/doc-fischer/migraene-was-tun-gegen-das-gewitter-im-kopf/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE1Njg5ODE
• ARD Mediathek, Gewitter im Kopf – Leben mit Migräne
https://www.ardmediathek.de/video/stolperstein/gewitter-im-kopf-leben-mit-migraene/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzg4ZmRkMDA1LWI1OTQtNGZjYi1iMDg5LWIzMzc4MzhkN2EwZA
• NDR, Ratgeber: Rezepte bei Migräne und Kopfschmerzen
https://www.ndr.de/ratgeber/kochen/rezepte/rezeptdb240.html
Stand: 15.02.2023 07:10 Uhr
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