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Service: Was darf die Schufa?

mit Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur 'finanztip'

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Service: Was darf die Schufa? | Video verfügbar bis 06.07.2025 | Bild: WDR

Die Schufa ist, nach eigenen Angaben, die führende Auskunftei in Deutschland. Neben ihr sind zum Beispiel auch Crifbürgel, Arvato und Creditreform Boniversum in Deutschland tätig. Die Schufa sammelt kundenbezogene Daten von mehr als 10.000 Vertragspartnern. Im Gegenzug erhalten diese Unternehmen Zugriff auf die von der Schufa gespeicherten Informationen. Damit können sie sich ein Bild über die finanzielle Situation der Verbraucher machen, besonders zur Kreditwürdigkeit. Neben Banken, Sparkassen und Leasingunternehmen nutzen auch Versandhändler, Stromanbieter und Telekommunikationsgesellschaften diese Datenquelle.
Die Schufa hat nach eigenen Angaben Daten von mehr als 68 Millionen Bürgern gespeichert. Fragen muss sie dabei die Verbraucher nicht. Die Unternehmen, die die Daten weitergeben, müssen ihre Kunden darüber jedoch informieren. Dabei laufen neben den Adressdaten der Kunden auch Informationen wie Kreditkarten- und Handyverträge, Vollstreckungsbescheide, Mahn- und Insolvenzverfahren bei der Schufa zusammen.
Die Schufa speichert allerdings keine Daten zu Familienstand, Nationalität, Arbeitgeber, Einkommen, Guthaben oder Wertpapierdepots. Außerdem ist das Speichern von besonderen Daten wie Religion oder Herkunft verboten. Die Schufa hebt die erfassten Daten auch nicht dauerhaft auf. Sie müssen in festen Abständen auf den Tag genau gelöscht werden.

Welche Infos sammelt die Schufa?

Welche Informationen liefert die Schufa an Unternehmen?

Wenn ein Kreditgeber die Schufa-Daten abfragt, interessiert er sich in erster Linie für die Negativmerkmale. Dazu gehören z.B. Einträge über gekündigte Bankkredite, andere Zahlungsausfälle und Einträge aus öffentlichen Schuldnerverzeichnissen. Ebenso wichtig sind die so genannten Score-Werte. Sie sind das Ergebnis eines statistisch-mathematischen Verfahrens, mit dem die Schufa alle ihr über einen Menschen bekannten Daten analysiert und mit anderen Kreditnehmern und deren Ausfallquoten abgleicht. Daraus wird eine Wahrscheinlichkeit zwischen 0 und 100 Prozent errechnet, dass ein Kredit auch zurückgezahlt wird. Banken nutzen diese Score-Werte um darüber zu entscheiden, ob sie einen Kredit gewähren und wenn ja zu welchem Zinssatz. Auch wer eine Kreditkarte beantragt, wird vom Anbieter auf seine Bonität hin überprüft, insbesondere dann, wenn der Antragsteller die Kartenschulden in Raten zurückzahlen möchte. Bestellt man hingegen eine Karte mit zeitnaher Abbuchung, spielen diese Daten eine untergeordnete Rolle. Auch bei Online-Einkäufen wird die Bonität des Kunden überprüft. Das passiert hier aber nicht nur beim Ratenkauf. Eine Schufa-Bewertung kann auch bei der Wohnungssuche zum entscheidenden Kriterium werden. Viele Vermieter verlangen inzwischen eine Schufa-Auskunft. Vermieter wollen auf diesem Weg einschätzen, ob der Bewerber sich die Miete auf Dauer auch leisten kann.

Wie erhält man seine Datenkopie?

Die Schufa ist verpflichtet, jedem Kunden eine kostenlose Datenkopie zur Verfügung zu stellen. Diese Datenkopie muss dann innerhalb eines Monats beim Kunden ankommen. In der Regel geht das aber viel schneller. Der entsprechende Antrag muss mit einer Kopie des Ausweises bei der Schufa hochgeladen werden. Die Datenkopie kommt per Post. Die Bestellung einer Datenkopie hat keinen Einfluss auf die eigentliche Schufa-Bewertung. Überprüfen Sie die eingegangenen Daten möglichst schnell. Sind diese Daten nicht korrekt, dann haben Sie ein Recht darauf, dass die Schufa etwaige Fehler kostenlos und sofort korrigiert.

Was steht in der Datenkopie?

Neben der aktuellen Adresse, sowie den früheren Anschriften finden sich persönliche Daten. Überprüfen Sie diese schnellstmöglich. (Geburtsdatum, Geburtsnamen, Geburtsort etc.) Damit können Sie sicherstellen, dass keine fehlerhaften oder falsch zugeordneten Daten verwendet werden. Außerdem finden Sie die kreditrelevanten Daten, die Anfragen von Unternehmen und die Score-Werte, die die Schufa in den vergangenen zwölf Monaten an ihre Vertragspartner gesendet hat. Außerdem ist der Basis-Score vermerkt, den die Schufa quartalsweise berechnet. In diesem Datenblatt finden sich auch alle kreditrelevanten Daten.

Das sind alle Einträge, die die Schufa aufgrund von Unternehmensanfragen oder Vertragsabschlüssen gespeichert hat. Dazu gehören beispielsweise Einträge über Girokonten und Kreditkarten. Ebenfalls gelistet sind Anfragen von Unternehmen z.B. die Bonitäts- oder Identitätsabfragen, wie sie vor Vertragsabschlüssen üblich sind. Aufgeführt ist auch der so genannte Basis-Score. Errechnet wird der über die bei der Schufa über Sie gespeicherten Daten. Er wird vierteljährlich neu berechnet und dient als Orientierung. Dieser Basis-Score wird nicht an Unternehmen übermittelt. Hinzu kommen die übermittelten Score-Werte der vergangenen zwölf Monate. Hier erfahren Sie, welchen Unternehmen die Schufa in den vergangenen zwölf Monaten eine Bonitätsauskunft erteilt hat. Anders als beim Basis-Score finden sich hier verschiedene Werte für unterschiedliche Branchen und Unternehmen. Hintergrund: Beispielsweise nutzen Sparkassen zusammen mit der Schufa ein anderes Bewertungsmodell als z.B. Telekommunika-tionsunternehmen.

Wie verbessert man seinen Schufa-Basis-Score?

Verwenden Sie nicht zu viele Konten und Karten. Wer mehrere Konten hat, hat unter Umständen mehrere Dispokredite. Das kann negativ bewertet werden. Das gleiche gilt, wenn ein Kunde mehrere Kreditkarten hat. Vorsicht beim Dispo: Banken können der Schufa melden, ob und in welcher Höhe sie ihrem Girokonto-Kunden einen Dispokredit einräumen. Sie sind dazu aber nicht verpflichtet. Die Höhe wird, so die Schufa, nicht in die Berechnung des Bonitäts-Scores einbezogen. Anders sieht es aus, falls jemand den Dispo überzieht und die Bank diesen Kredit schließlich kündigt. Vermeiden Sie daher, mit Ihrem Girokonto zu stark ins Minus zu rutschen.

Ebenfalls sollten Sie Ihre Rechnungen pünktlich zahlen. Das gilt insbesondere für Handy- und Stromrechnungen. Mit dem Lastschriftverfahren senken Sie Aufwand und Risiko, dass eine Rechnung übersehen wird. Ein Gläubiger darf jedoch nicht jeden Verzug gleich an die Schufa weitergeben. Er muss mindestens zweimal schriftlich gemahnt haben. Außerdem müssen zwischen der ersten Mahnung und der Mitteilung an die Schufa mindestens vier Wochen liegen. Werfen Sie auch regelmäßig einen Blick auf Ihre Kredite. Falls Sie Kreditraten nicht pünktlich bedienen können, sollten Sie unbedingt das Gespräch mit der Bank suchen. Denn bei einer Kündigung des Kredites kann das negativen Einfluss auf die Schufa-Bewertung haben. Zahlen Sie den Kredit korrekt zurück, beeinflusst das die Bewertung womöglich positiv.

Register für Opfer von Internetkriminalität

Falls Betrüger Ihre Identität missbraucht haben, um zum Beispiel im Internet einzukaufen, hat das womöglich mehr Folgen als den einen konkreten Betrugsfall. Sie bekommen weder die Ware noch die Rechnung oder die Mahnung zu Gesicht – denn sie werden an eine abweichende Lieferanschrift versandt. Das kann zu Mahnungen führen, zu Ärger mit einem Inkasso-Unternehmen und zu negativen Schufa-Einträgen und das obwohl man sich nichts zu Schulden hat kommen lassen. Sollte Ihnen so etwas passieren, dann können Sie sich über ein Formular bei der Schufa melden. Voraussetzung ist, dass zuvor eine Strafanzeige bei der Polizei gestellt worden ist. Die Schufa speichert diese Information. Sollten Sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder etwas im Internet bestellen und der Händler stellt eine Schufa-Anfrage, wird er darüber informiert, dass Sie Opfer von Identitätsdiebstahl geworden sind. Der Händler wird Sie dann kontaktieren und fragen, ob Sie wirklich eine Bestellung aufgegeben haben. Der Eintrag in dieser Datenbank hat keinen Einfluss auf die Bonitätsbewertung.

(Quelle: "finanztip")

Weitere Informationen

• WDR foryou, Schufa einfach erklärt
https://www1.wdr.de/mediathek/av/video-wie-funktioniert-die-schufa-100.html

• WDR, Neue Regeln bei der Schufa
https://www1.wdr.de/nachrichten/schufa-will-einblick-in-bankkonten-100.html

• NDR, Falsche Schufa-Daten
https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Schufa-Auskunft-Nicht-immer-stimmen-die-Daten,schufa192.html

• Tagesschau, Verkürzte Datenspeicherung bei der Schufa
https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tagesschau_20_uhr/video-1174817.html

Stand: 01.11.2023 14:45 Uhr